Montag, 03.06.2002 - Spanien hat uns wieder!


Kurs

65°

Position

N  37° 12.7'

Geschwindigkeit

6kn

W   7° 24.4'

Etmal

41

Ayamonte, Spanien

Distanz

Gesamt

5236sm

Wetter

25°
1013hPa
1->5 Bft S
sonnig

unter Segeln

4217sm

unter Motor

1019sm 


Das Land der leckeren Schweine und billigen Zigarren hat uns wieder. Endlich! Nicht, daß Portugal auch schön und preiswert wäre, aber nach zwei Nächten in der Einflugschneise von Faro sehnten wir uns nach etwas Abwechslung - außerdem sind in Portugal Schinken und Rauchwaren sehr teuer.

Aber im Ernst. Wir brachen im "Morgengrauen" (so um 09h00) auf, dem Hochwasser entgegen und folgten dem Bojenkanal zurück in Richtung See. Diesmal war es dann noch mal flacher als auf dem Hinweg, aber es hat nirgendwo geknirscht. Zumindest nicht hörbar. Zurück auf offener See stellte sich dann die Frage "Gehen wir hier an den Strand und fahren heute Nachmittag weiter nach Osten, oder machen wir es andersherum?". Wir entschieden uns für strebsames Weiterfahren und zogen natürlich eine Niete: Während wir Vormittags bei bester Wellen- und Windstille unseren noch vom Atlantik reichlich vorhandenen Diesel verballerten, tobte sich Nachmittags ein flotter Landwind mit 5 Bft und 1m Welle aus. Also Essig mit dem netten "an den Strand fahren und im Meer baden", denn Legerwall liegen macht unter den Bedingungen nicht richtig Spaß. Da hätte man prima Segeln können, aber wir waren eigentlich ja schon da, wo wir hinwollten - und weiter nach Osten wollten wir auch nicht segeln, denn wir müssen die ganze Strecke ja noch zurück nach Vilamoura UND möchten noch zwei Bade-/Landtage einlegen (Das war die Sache mit der UND-Gesellschaft....). Die dementsprechend von uns gewählte Option "gehen wir eben in den Hafen" war dann noch recht nervenaufreibend, denn um 14h30 war Niedrigwasser und die Einfahrt unter diesen Bedingungen (Niedrigwasser und auflandigen Wind) im Hafenhandbuch als "difficult if not hazardous" beschrieben. Das Echolot zeigte zwischendurch einmal nur noch 2,3m unter dem Kiel (und der geneigte Leser erinnert sich, daß wir 2m Tiefgang haben und in St. Maarten schon mal bei 2,2m "aufgesetzt" haben...) - da wurden Skipper und Lipper schon leicht nervös. Aber nach 10min war die vorgelagerte Sandbank überwunden und der tiefere Fluß erreicht - nach dieser Aktion erscheint uns unser Anleger auf dem weitgehend von einem rieseigen Stahlkutter belegten Kopf des Anlegers in der Marina schon fast nicht mehr erwähnenswert.

Endlich fest, konnten wir ein paar wichtige Dinge erledigen: Tine konnte beim Einklarieren beweisen, daß sie DOCH fließend Spanisch spricht - mit stolzgeschwelgter Brust (O-Ton Tine: "Natürlich war es für mich klar, daß die mich für eine Spanierin halten") erzählte sie hinterher auch, daß sie im Schuhladen - wo sonst - für eine Spanierin gehalten wurde! Ole! -, der Skipper konnte im naheliegenden Supermarkt Bier, Schinken und Brot kaufen, der Lipper schrauben und Uli ENDLICH wieder Duschen gehen. So einfach kann man Menschen glücklich machen.

Auf der morgendlichen Fahrt aus dem Bojenkanal heraus passierten wir auch zwei Sandbagger, die uns zu folgender kleinen Geschichte inspirierten ("uns" ist hier der zugegebenermaßen arg arogante Majestatis Pluralis unseres Borddichters): "Quervo blickte aus dem Baggerfahrerhäuschen hinaus auf den Bojenkanal. Seit einigen Stunden schon glitzerte das Wasser so eigenartig. Joaquim im Bagger neben ihm merkte mal wieder gar nichts von seiner Umgebung. Wie immer kaute er bedächtig die fritierten Auberginen, die ihm seine Frau seit Jahren immer Montags einpackte. Quervo ärgerte sich immer sehr über diese eigenbrötlerische Haltung. Wie gerne hätte er zu ihm hinübergerufen und ihm erzählt, was ihm gestern nacht in der Stadt passiert war. Aber dazu war auch der Lärm, den die beiden Stahlmonster verursachten, viel zu laut. Immer wieder ließ Quervo das riesengroße Maul seines Baggers ins Wasser fallen, um untergetaucht die Klauen in den Sand zu hauen und dem Kanal seinen Sand zu entreißen. Ähnlich machte es Joaquim steuerbordseitig. Gerade als ein kleines Schiff ihren Sandbagger passierte, er konnte im Glitzern gerade noch den Namen Julia ausmachen, passierte es. Beide Bagger verhakten sich gleichzeitig unter Wasser an einer vor dem großen Krieg verlegten Teerleitung. Quervo und Joaquim drückten gleichzeitig den Hebel ihrer Zugwinde nach vorne, um die Schaufeln anzuheben. Doch statt die Schaufeln nach oben zu bringen, fing das Trägerschiff der beiden Bagger an, sich zur Seite neigen. Die beiden Baggerfahrer hatten so etwas noch nie erlebt, daher verstanden sie zuerst nicht, was geschah. Erst als das Gestell von Joaquims Bagger einstürzte und die Kabine ins Wasser stürzte, erkannte Quervo, was sie getan hatten. Doch statt daß ihn Angst ergriff oder er den Zughebel wieder zurückriß, lehnte er sich weiter nach vorn, um das glitzernde Wasser besser zu sehen. Langsam neigte sich auch seine Kabine in Richtung der Wasseroberfläche. Als sie abriß und fast lautlos ins Wasser eintauchte, saß Quervo einfach nur da. Das Funkeln umfing ihn, als er immer tiefer sank. Sein ernster Gesichtsausdruck wurde zu einem Lächeln und der gestrige Abend umfing ihn, als das Naß seinen Bagger eindrückte."