Dienstag, 28.05.2002 - Eine Strandbar zum Verlieben


Kurs

150°

Position

N  37° 57.0'

Geschwindigkeit

7kn

W   8° 51.9'

Etmal

61sm

Sines, Portugal

Distanz

Gesamt

5058sm

Wetter

21°
1012hPa
2-> 5 Bft NW
sonnig

unter Segeln

4118sm

unter Motor

  940sm 


Nach frühem Aufstehen und smoothen Ablegen vom Lipper und Luke (Wow - der Ur-Bayer trifft auf einen Ostwestfalen) startete die Crew in einen schönen Tag, voll Sonne und gutem Wind. Morgens war zwar die Wolkenfraktion noch stärker als die Sonne als Einzelkämpferin, aber im Laufe des Vormittages gewann der strahlende Himmelskörper immer mehr an Kraft und schließlich war der Himmel blau in blau. Der Tag verlief mit seinen 65 zu ersegelnden Seemeilen genauso angenehm, wie man(n) sich das an so einem Tag vorstellt. Eine angenehme Brise von 3-4 Windstärken schob uns in Richtung Sines (kleines nettes Städtchen auf dem Weg zur Algarve), wo uns ein wunderwunderschöner Strand erwartete, mit Volleyballnetz, Strandbar und weißem Sand. Bevor wir diesen genießen konnten, hatten wir - kaum traut man es sich zu sagen - einige Anlegeversuche hinter uns zu bringen (nach dem uns der Skipper eigentlich schon perfekt in eine nette Box angelegt hatte - leider die falsche ;-)). Nach einigem hin und her, vielen Manövern, einer knapp nicht mehr unendlichen Anzahl von "Fender und Leinen auf BB Seite - ich brauche zwei Achterleinen und eine Mittelspring - ach nee, alles zurück, Fender auf StB Seite, Leinen auf....etc". Muß man hier nicht schreiben, ist halt Bordgeheimnis...Als wir dann aber fest waren, strömte die Crew sofort in Richtung Duschen, Strand, Bar und glücklich waren alle Mann und Frau. Lustigerweise traf sich dann die vollzählige Mannschaft an dem oben schon erwähnten Strand zum Sundowner und anschließend ging es zum Shopping, Dorfangucken usw. Witzigerweise trafen sich alle nach diesen Aktionen wieder in dieser netten Strandbar und es wurde ein gemütlicher Abend. Der Skipper kam etwas später sehr glücklich mit einigen Pfund Fisch zurück und damit war das feudale Abendessen an Bord für diesen Abend gesichert. Wir haben wohl noch nie in den letzten 2 Monaten soviel Töpfe und Pfannen gebraucht. Viele Köche haben Ihren Beitrag zugesteuert und das Ergebnis lies sich sehen und schmecken... Lecker lecker lecker war das. Danach trat auch eine (un-) erklärliche sofortige Bettschwere bei allen Seglern ein und nach dem opulenten Abwasch waren die meisten dann schnell in der Koje verschwunden. Nur die "Neuen" hatten noch ein paar Gedanken, die sie hier niedergelegt haben: 

Vom Alpengipfel zum Wellental!!!
Für unsere alpenländische Fraktion war die gestrige Sightseeingtour durch Lissabon mit seinen Hügeln und Treppen eine schöne Eingewöhnung. Heute allerdings sah das schon ganz anders aus. Jetzt kann ich mir auch die Prioritätenverschiebung der Schon-länger-an-Bord-Verweilenden erklären: Es sind einfach andere, grundlegende Dinge, die einen beschäftigen. "Bewegt sich der Schlepper da vor uns?"
Meine Vorstellung war: Wir fliegen ein bißchen nach Lissabon, gehen da auf das Schiff, schippern in der Nähe der Küste in der Sonne schön dahin und unterhalten uns nett mit Freunden.

Mein heutiger Tag dann: 6:00 Uhr Aufstehen zum Ablegen, dann auch mal das Steuer übernehmen, Kommandos ausführen, die mir zwar erklärt wurden, die ich aber noch nie unter Echtbedingungen versucht hatte. Ich kann mir nach dem heutigen Tag (der eher ein ruhiger Segeltag war) ein vages Bild machen, was los ist, wenn es mit einem Boot dieser Größe zur Sache geht. Mein Beispiel für heute: Ich am Steuer, Lipper: "Dreh dich mal um aber erschrick nicht". Und tatsächlich schob sich der Frachter, den ich gerade noch in weiter Ferne durch den Dunst ausmachen konnte, groß wie Neuperlach an unserer Steuerbordseite vorbei. Machte aber nichts, schließlich hatte der Lipper vorher schon über den "Daumen" gepeilt und in seiner mitlerweile seemännischen  Erfahrung auf "keine Gefahr" diagnostiziert. Die nächsten neuen Erfahrungen machte ich dann beim Anlegen. Da wurde nicht einfach so in die Box fesegelt, sondern zuvor genau die Positionen, die damit verbundenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten besprochen. Gut so. Denn damit lief es trotz des für mich ungewöhnlich starken Fönwindes auf 0 Meter über Meeresspiegel sehr ruhig und kontrolliert ab. Auch, wenn aufgrund des Winddrucks scheinbar nicht alles nach des Skippers und Lippers erstem Wunsch sofort funktionierte. Ließen sie sich aber nicht anmerken, tauschten ruhig und kontrolliert ein paar Geheimwörter aus (Backbord-achterlich einfallender Wind, Steuerbord-Radeffekt, Sahne-Drehseite, usw. usw.). OK, ich hatte gerade vorher den Webleinsteg (oder wie das heißt, jedenfalls einen schicken Knoten) zum Festmachen der blauen Bälle gelernt (nennen die hier an Bord Fender), und  durch die vielen Manöver konnte ich das prima üben. Aber dazu war ich ja auch gekommen. Mal schau'n, wie das weitergeht....