OK, da
sitzen wir jetzt in Warnemünde. Auf einem Schiff! Mitten im Oktober!
Oktober? Der Oktober? ....da wo's kalt wird und der Winter
vor der Tür steht?!?!? Naja, so ein bißchen hatte uns (den Skipper und
den Lipper) doch noch mal die Segellust und der Wunsch nach einem
standesgemäßen "Absegeln" erfaßt. Und da unser Leib- und
Magen-Vercharterer einige kostenlosen Überführungstörns zum
Saisonabschluß im Programm hatte, mußten wir einfach zuschlagen. Und
so wurden innerhalb einer halben Woche Flüge und Mietwagen gebucht,
Freundinnen und Kunden vertröstet, die Sachen gepackt (das dauert für
3 Tage inzwischen nur noch 30min) und die Anreise nach
Heiligenhafen angetreten. Der Lipper erfuhr in Winterthur (CH) von
seinem Glück und hatte gar keine Chance mehr, seinen Segelsack zu
packen. Also mußte sein Bruder Martin helfen und der Skipper hat den
Rest der Logistik besorgt. |
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Aufgrund der am Vorabend
ausgefüllten Schiffs-Checkliste und der Charterroutine war die Übergabe
flugs erledigt und es hieß: „Hoch mit der Marie“ (seit dem Kroatien-Törn
das fachmännische Substitut für „Heiß auf das Groß“. Um 10h00 setzen
wir zum ersten mal die Segel und die Wetterberichte hatten nicht gelogen:
Wenig heiter, eher wolkig, 2°-7° C Lufttemperatur, (die Wassertemperatur
wollten wir nicht ausprobieren) und 4 bis 5 Bft, auffrischend 6 Bft, aus
West schoben uns kräftig nach Osten. Das war ein klarer Schmetterlingskurs
und da wir auf dem Atlantik ja so ein paar Sachen gelernt hatten, wurde die
Genua diesmal ausgebaumt und stand die 40 sm nach Warnemünde wie eine Eins!
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Brrr!
Brrrrr!! Brrrrrrrr!!! Und auch Grrrr! Warum tun wir das? Der Leser möge
sich einfach folgendes Vorstellen: Es ist Sonntag - der Tag der Ruhe. Am
Vorabend „lecker“ Essen und 2 kalte Flens, anschließend nette
Unterhaltungen, gemütliches Lesen und Musikhören, Capucchino, irgendwann
in die Koje und dann das: um 05.30 Uhr klingelt der Wecker, draußen ist es
natürlich noch dunkel und sehr sehr kalt, keine Möwe, kein Schwan, kein
Vogel rührt sich. Kein warmer Sonnenaufgang zu erwarten und dann auch noch
über 60 sm durch die unwirtliche Ostsee als Perspektive für den Tag. |
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Weitere Highlights des Tages
waren das Steuerlied (Melodie vom Ketchup Song mit Parodie Text-/ Stimme von
G. Schröder), welches offensichtlich auf vielfachen Hörerwunsch 2x von RSH
wiederholt wurde, dazu plötzlich einsetzender Hagel während des
Vormittags, die Zwiebelsuppe (die beim Skipper ungeahnte „Kräfte“
freisetzte), abgebaute Hafenmeister- und Duschcontainer (wieder nicht
Duschen, aber auch wieder keine Hafengebühr) und abgeschaltete Stromanschlüsse
(schade, kein Heizlüfter heute), ein lecker Abendessen in einem schön
restaurierten Hafengebäude in Strahlsund ...UND....die vom Lipper aufgestöberte
„Alte Hafenkneipe“, die definitiv authentischste Hafenkneipe, die er
seit seiner „Z Hamburg“ Zeit gesehen hat. Gäste, Wirtin, Gesprächsstoff,
Dekoration, Verraucht- und Verruchtheit, also das gesamte Ambiente, waren
einfach sprichwörtlich umwerfend. Aber der richtige Knaller war die Musik:
Zarah Leander (Vergiß’ Marlene Dietrich!!!) durfte Ihre alten Schinken
vom Anfang-Mitte des letzten Jahrhunderts zum besten geben - und alle
fanden’s gut. Sehr geil!!! Gesättigt und wiedermal glücklich fielen wir
in die Kojen. |
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Endlich mal ein Montag zum
Ausschlafen!!!!! Denkste - die normale Montagsroutine (05:30 Uhr aufstehen) zog
auch hier, jedenfalls war der Lipper ab 06:07 Uhr schon total unrastig. Der
Skipper verdaute anscheinend noch die Zwiebelsuppe des Vortages und hatte sich
gemütlich in der Achterkajüte eingekuschelt. Um 08:30 Uhr trafen sich die
beiden zu Kaffee und Müsli-Frühstück, und um 09:00 Uhr hieß es Leinen los
zur letzten Etappe, knappe 30 sm bis Greifswald. Und einem - schon am Morgen zu
genießenden - tollen Erlebnis. Zugbrückendurchfahrt der Ziegelgrabenbrücke -
sehr nett. |
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Also um 13:30 Uhr lässig mit
einer fliegenden Leine an einem Boxen-Pfosten festgemacht, Nase im Wind, um
gegen 14:00 Uhr die dann hoffentlich hochgeklappte Brücke zu passieren.
Wehmütig wurde das letzte Bier geöffnet, brüderlich geteilt und andächtig
und genußvoll gelenzt. Irgendwie war es dann 14:00 Uhr - und an der Zug-Brücke
tat sich mal so richtig gar nichts. Hmmm, was’ denn nu’ los. Wir hatten
ja schon überlegt, noch einen Abendflieger zurück zum Job zu bekommen,
auch um des nächstmorgendlichen 05:15 Uhr Weckers zu entgehen. Ein Gespräch
mit den örtlichen Fischern ergab: Die machen erst um 15:00 Uhr auf – und
dann auch zum letzten Mal für diesen Tag. Ufff - also noch eine Stunde
warten? Schade, daß Stündchen hätten wir lieber draußen auf freier See
und segelnd verbracht. Und noch mal „Uff“, weil zuvor die Überlegung im
Raum stand, die Ziegelgrabenbrücke (s.o.) erst mit der auf unsere 09:20 Uhr
folgende 12:20 Uhr Öffnungszeit zu passieren. Das wäre dann der berühmte
„Griff ins Klo“ geworden. So nah am Ziel, doch dann: „die Brück’
macht nicht mehr auf“. Egal, ist ja nix passiert. Schwein gehabt! Aber das
braucht man bekanntlich ja manchmal auch... |
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Dienstag
morgen! 05:15 Uhr!! Wecker!!! Rest vom Seesack packen und Schlafsack falten,
06:00 Uhr im Mietwagen, Notebook aufgeklappt und Route suchen, kurzes
Verirren mitten in der Pampa von E-Deutschland und ...... - oh strahl - oh
Glück - auf eine Autobahn treffend, die kein Mensch (und kein Navisystem)
auf der Landkarte hatte. Weit vor Zeit in Berlin-Tegel Flughafen eintreffen,
Check-In, Fliegerverspätung, vorbestelltes Taxi wartet ca. 1h, wird dann
auf Rückweg auf Autobahn von Zivilpolizei verfolgt, Videokamera Beweis, zu
schnell, hmm, weitere 20 min. Verzögerung, dann
Bierkutscher-mit-Busfahrer-Streit in einer der Hauptverkehrsstrassen
Wiesbadens, ähemm, wir waren dann so gegen 13.30-14:00 Uhr auf der Arbeit.
Schade....geplant war so ca. 12:00 Uhr. Wrap-Up: Es war klasse! Extrem klasse!! Die Ostsee war quasi leer, Skipper und Lipper haben gezeigt, daß sie auch ohne ausführende Crew ein Boot problemfrei führen können und sich dabei auch nicht in zu wilden Manövern verstricken (Die wahren Geschichten sind wie immer Bordgeheimnis). Beide wissen tatsächlich noch, wie „backen und banken“ funktioniert, sind ihre eigenen Proviantmeister, Frühstücksbereiter, seemannschaftliche Aufklarer aller Tampen und können immer noch alleine an- und ablegen. Selbst bei für das Boot relativ gesehene „Schwerwetter“ (wirklich in Anführungszeichen!!!) klappten alle Manöver ohne Probleme - und vor allem zügig ohne (viele) Worte. Interessant ist, daß es wirklich nicht viel Worte an Deck gab - wir haben in den drei Tagen hauptsächlich das Segeln genossen. Alles in allem war es super – ein toller Törn zum Abschluß der Saison – und jetzt freuen wir uns auf die in zwei Wochen beginnende Snowboard Season...
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