Tag 1, Samstag, 17.05.03

Ein Katamaran also. Hmm. Lange war sich der Skipper und Autor dieser Zeilen unsicher, ob er so einen Frevel unterstützen sollte - schließlich hat ein ordentliches Schiff nur _einen_ Rumpf und schiebt ordentlich Lage, wenn es mal kachelt - auch wenn es mal nur für 38ft Länge reicht.... Und wenn es schon zwei Rümpfe sein müssen, dann wenigstens 100ft LüA und es sollte sich von Ellen McArthur mit 30kn um die Welt segeln lassen. Aber nach dem obligatorischen Vortreffen war letztendlich bei allen Seglern (und den zahlreichen Segelnovizen) der Ruf des Wassers, die Sehnsucht nach allem was weiße Segel hat und nicht zuletzt der Sonnenhunger dann doch stärker als eventuelle Vorurteile.

Und so trafen wir uns am 17. Mai im Hafen von Palma de Mallorca - der Lipper diesmal als Skipper, der "Skipper" diesmal "nur" als Navigator, Dany in ihrer Lieblingsrolle als Chefköchin und verstärkt durch Matthias Brauner (unser "Chefpilot" und verhinderter Atlantiküberquerer) sowie die Segelnovizen Denis, Heike, Greogor und Sandra. Aber noch bevor wir unsere "Phila Mares" betreten sollte, erwartete uns erstmal eine alte Bekannte am Kai: die "Moecca". Diese teils schneeweiße, teils Kaffee-Krönung-grüne Megayacht hatte uns schon in der Karibik begeisterte - insbesondere mit der tollen Rutsche, die vom dritten Oberdeck direkt ins Wasser führte. Interessanterweise konnte sich ein Teil der Crew noch vage an den Lipper erinnern (er hatte mal die Werkstatt des Riesenpotts in Anspruch genommen um irgendwas instand zusetzen) - leider reichte es noch nicht, um mit Champagner am Kai empfangen zu werden....

Mit unserer weiß-blauen Flagge an der Stb-Saling erregten wir übrigens gleich die Aufmerksamkeit und Sympathien der anderen Deutschen im Hafen - anscheinend lauter Bayern. Wir haben dann besser nicht erzählt, dass wir nur eine Crew von "Zugezogenen" sind und niemand aus unserer Crew auch nur annähernd in Bayern groß geworden oder gar geboren... (Insbesondere die Schwaben haben wir da gerade gut versteckt gehalten... :o)

An Bord sah es erstmal aus wie nach der Erschaffung der Welt, denn der Lipper hatte seine frühe Anreise schon genutzt um das Schiff zu übernehmen und fleißig einzukaufen - nur mit dem Einräumen war er noch nicht ganz fertig geworden. Also hieß es erstmal ran an die Tomaten, denn schließlich hatten wir ja noch ein Tagesziel zu erreichen. Also wurden Einweisung, Probeschlag und Kojenverteilung in Rekordzeit abgewickelt und nach ein paar Übungspirouetten in Begleitung des Basisleiters im Hafenbecken raus ging es aus dem Hafen.

Leider war nur erstmal Null Wind angesagt - aber das Tat der Freude an Sonne, Wärme und den plötzlich auftauchenden Delphinen keinen Abbruch. Das Trampolin als wurde "Features No 1" unseres Katamarans gleich von den Mädels als Aufenthaltsort für die kommenden 7 Tag in Beschlag genommen, die ersten Bierchen machten Runde - so gefällt segeln.... Und keine zwei Stunden später wurde der Anker in das türkis blaue Wasser der Cala Portals gesetzt.

Die Bucht war ein Traum - durch hohe Felsen und eine schmale Einfahrt gegen Wind und Welle geschützt, wenig besucht und mit klarem Wasser bei schwimmbaren Temperaturen gesegnet. Leider wurde uns erst um Mitternacht klar, dass der brummende Generator, der uns schon vorher leicht genervt hatte zu einer Disko gehörte, die von 0h00 bis 5h00 uns die Gelegenheit gab, die lokalen Charts kennen zu lernen. Naja, man kann nicht immer die 100%-Lösung verlangen.

Tag 2, Sonntag, 18.05.03

Der zweite Tag rund Ibiza begann früh - richtig früh. So um 5Uhr als der Diskolärm so langsam leiser wurde und die Rausschmeißer gespielt wurden. Denn wir hatte ja einen langen Schlag vor uns und waren uns weder in Bezug auf den Wind noch auf das Geschwindigkeitspotential unserer "Maris Phila" sicher. Also weckte der Lipper Matthias und den "Skipper" (nicht zu verwechseln mit dem Skipper und dem Captain) noch vor dem Morgengrauen nett aber bestimmt mit einer heißen Tasse Kaffee und auf ging es Kurs WSW.

Was als reine Motorstrecke begann, entwickelte sich dann noch zu einem Segeltag wie aus dem Bilderbuch: Wieder strahlend blauer Himmel, zunehmende Temperaturen bis auf 25° Celsius (die Bilder mit dem vielen Fliespullovern stammen aus dem Morgenstunden, in denen man mit einem Flies noch recht gut beraten war) und 4 Bft Wind aus S machten die zehn Stunden nach Ibiza zu einem Traumerlebnis. Insbesondere unsere Segelnovizen waren begeistert und scheinen mit dem Segelvirus infiziert.  Unser Kat zeigte dabei übrigens seine Stärken und schwächen: Das Aufräumen vor dem Ablegen kann man sich sparen, denn mehr als 5° Krängung schafft man auch bei viel Wind nicht. Auch das Geschwindigkeits-potential überrascht, denn auch wenig Wind wird bei richtigem Trimm in 4 bis 6 kn Fahrt durchs Wasser umgesetzt. Leider hat sich aber Thema "Kreuzen gegen den Wind" bei 60° zum Wind erledigt und in Bezug auf den Trimm kann die Athena 38 mit manch einem Rache mithalten: Etwas vertrimmt und der Speed bricht ein. Aber - wie schon erwähnt - man kann eben nicht alles haben...

Ziel des Tages war eine weite Bucht auf der Ostseite von Ibiza, gut geschützt durch hohe Klippen gegen die vorherrschenden Südwinde und diesmal auch garantiert Disco-frei. Und damit die ideale Stelle um unsere Gesangs- und Gitarrenkünste auszuprobieren, schließlich hatten wir mit "Captain Gassel" einen virtuosen Konzertgitarristen und mit dem Lipper einen gestandenen Bariton an Bord. Und als dann auch noch der Rest der Crew die anscheinend schon mehrfach fotokopierten Noten entziffert und in den Gesang eingestimmt hatte, hallten Evergreens wie "Sailing" von Rod Steward und "Knocking on Heavens Door" von Bob Dylan über die Bucht. Standing Ovations gab es dann insbesondere für die schwäbische Spezialversion "Nackend vor dem Himmelstor" und die "Gebt die Küche frei"-Spezialversion von "My Way" aus dem dann "I'm cooking my meal" wurde.

Tag 3, Montag, 19.05.03

Der Montag begann etwas später als gestern - erheblich später, denn schließlich mußten wir ja noch einiges an Schlaf nachholen. Und bei wunderschön blauem Himmel fanden die Ersten so gegen Neun Uhr den Weg an Deck. Als dann nach und nach die Anderen aus ihren Kojen tröpfelten und den ersten stärkenden Kaffe eingeflößt hatten, hieß es um 10 Uhr "Anker lichten" und auf nach Eivissa (Ibiza-Stadt). Bei Südwind und um die 4 Windstärken bedeutete Küstensegeln diesmal  ein ständiges und nervenzerreissendes Kreuzen entlang der stark zerklüfteten Küste - der Kenner kann sich vorstellen, da eine Höhe am Wind von 60° und ein dementsprechender Wendewinkel von 120° die Sache nicht gerade einfacher machen. Gegen Mittag servierte der Lipper als verspätetes Frühstück sein "Spezialomelett á la Mare mediterranuem", mit spezifischen Zutaten nach Wunsch und individuell auf die antizipierten Bedürfnisse des Bestellers angepaßt - was für ein Gaumenschmaus! Parallel brannte die Sonne und die meisten fanden so ziemlich schnell ihren Weg aufs sonnige Vordeck, um den gestrigen Sonnenbrand noch etwas zu verstärken.

Gegen vier Uhr war dann Ibiza-Stadt in Sicht und wir machten uns klar zum Einlaufen. Wir bekamen einen Platz direkt vor der weltbekannten High-Society Disco "El Divino" zugewiesen. Unsere Ängste bzgl. einer Wumm-Wumm-begleiteten Nacht zerschlugen sich denn allerdings schnell, den die Promis der Insel war wohl noch in Gstaad und damit blieb der Schuppen zu. War uns auch recht, den die Eintrittspreise von 50€ machten den Landen nicht zu Ziel des Abends.

Beim Wasser-Nachtanken kurz nach dem Anlegen hatten wir dann ein kleines Problem. Nachdem Matthias und Denis (Capt. Gassel) sich schon wunderten, wieviel Wasser denn in den Tank reinpasst und das jetzt doch bald Schluß sein müsste, war dann schnell die Ursache gefunden. Eine Schelle an der Tankschlauchzufuhr war locker und verwandelte so Sandras und Gregors Kabine in ein Liebesnest mit "Wasserbett". Da an Bord Sicherheit vor Romantik geht, musste der Lipper als "Admiral" diesem nassen Treiben aber ein jähes Ende bereiten und reparierte mit unserem erfahrenen Piloten zusammen die Wasserquelle.

Dann ging es auf in die Altstadt, schließlich war noch ein akzeptables Restaurant für das angesagte Abendessen zu finden. Nachdem Dany, Sandra und Heike hier die Meßlatte relativ hoch gesetzt hatten, musste es schon etwas mit "Sternchen" sein - nicht unbedingt ein Michelin Sternchen aber in unseren  Augen sollten schon Sterne leuchten. Gesagt getan - in der Altstadt wurden wir dann auch fündig. Nur mussten wir uns dann zu siebt vergnügen, denn der Lipper verstand es zur verabredeten Zeit sich so gut in die Umgebung einzupassen, dass wir Ihn in der Menge der Einheimischen nicht entdeckten und schließlich alleine losziehen mussten. Aber es war trotzdem lecker....

Tag 4, Dienstag, 20.05.03

Der Morgen begann mit einem tollen Frühstück mit frischem Ciabattabrot - nicht ganz spanisch aber trotzdem lecker - und dann wurde das Ziel des Tages nach Studium diverser Wetterberichte festgelegt. Die Datenflut bestehend aus SMS Wetter des DWD, den Fernschreiben die per Kurzelle empfangen wurden und dem beim Hafenmeister aushängenden Wettervorhersagen wurde gesichtet und bewertet. Nach San Antonio Abad wollten wir segeln. Bei strahlendem Sonnenschein hieß es um 11:30 Anker auf und wir motorten vorbei an der imposanten Kulisse der Altstadt und Festungsanlagen von Ibizastadt zu den vorgelagerten Islotes los Dados. Hier setzten wir die Segel und liefen dann mit weit aufgefierten Segeln und gesetztem Bullenstander mit raumem Wind aus Nordost auf die Isla Ahorcados an der Südspitze Ibizas zu. Leider war uns Rassmus nicht recht wohlgesonnen, den schon nach kurzer Zeit ließ schlief der Wind fast ein und wir mussten den Motor zu Hilfe nehmen. Kaum hatten wir nach Durchfahrt des Flachwassergebietes zwischen Ibiza und Formentera Westkurs eingenommen, sorgte die  Landabdeckung für Flaute. Bei ruhiger See war jetzt gemütliches Sonnenbaden und Faulenzen an Deck und im Trampolin angesagt - eben Powerrelaxing. So richtig lang hielten wir das aber nicht aus uns so wurde ein Fender an langer Leine ausgebracht und der Lipper, Denis und Matthias schwammen hinter dem Kat an langer Leine und ließen sich schleppen. 

Unter Motor liefen wir an der Südküste Ibizas entlang aud die imposanten Spitzen der Islote Vedra zu. Dicht an der Küste umrundeten wir das Cabo Jueu und kamen uns unter den steil aufragenden hohen Felsen, die von einem alten Wachtturm gekrönt wurden doch recht klein vor. Mit Blick auf die Südwestküste und viele Baustellen und Bauruinen  steuerten wir die Isla Conejera an. Kurz vor der nervenzerfetzenden Passage der Barre mit knapp vier Meter Wassertiefe kam wieder Wind auf und als wir wieder tieferes Wasser erreicht hatten, frischte es noch weiter auf und die Philamaris erreichte kurzzeitig sogar 9,6 Knoten.

Der Blick auf den Ort San Antonio war doch nicht im Entferntesten so schön wie der Ibizastadt. Hotel an Hotel an Apartementgebäude säumen hier die Küste. Nachdem unser Schiff sicher vertäut im Hafen lag gönnten wir uns erst einmal eine Dusche im Club Nautico - vorsicht, die 5 bringt nur kaltes Wasser. Die Nähe der Kneipen zum Hafen nutzten wir dann auch, bevor Dany, Heike und Fabian mit dem Kochen des Abendmenues begannen. Kalamaretti an Austernpilzen standen auf der Karte, anschließend Lachsforellen im Ofen gebacken. Mmmh, mir läuft jetzt noch das Wasser im Munde zusammen. Das da 5 Zwiebeln Knoblauch mit verarbeitet worden waren, roch man nur im Hafen.......

Das folgenden Besuch im Café del Mar hat der Skipper (der andere) dann verschlafen - irgendwie wurde er direkt nach dem Dessert von einer akuten Zap-Attack überrascht und einige Zeit später angezogen schlafend auf seiner Koje entdeckt. Aber verpaßt hat nicht richtig viel, den das berühmte Chill-out Cafe hatte ob des schon lange zurückliegenden Sonnenuntergangs schon geschlossen. Aber der Mojito nebenan war genauso gut....

Tag 5 - Mittwoch, 21.05.03 Bikes, Blondinen, Buchten

Der Tag 5 stand ganz im Zeichen des Motorantriebs - erst huldigten wir den motorisierten Zweiräder, dann den zwei Dieselmaschinen unseres Katamarans und schließlich dem 3,4 PS Mixer hinter unserem Schlauchboot (denn ganz ehrlich, hat der Lipper schon mal in einer Bucht gelegen, ohne mit seinen hoffnungslos untermotorisierten Schlauchern Gleitversuche zu unternehmen?)...

Der Morgen begann nach ausgiebigem Frühstück erstmal mit Probefahrten auf einem ausgeliehenen Motorroller, denn der Chef der Autovermietung wollte die Dinger nur an Mieter "with much experience" verleihen. Also wurde auf dem Hafenkai rauf und wieder runtergekurvt und wer danach nicht ins Wasser gefallen oder unter einen der vielen Laster gekommen war, hatte dann "very much experience". Also rauf auf die Roller und los durch den Westteil von Ibiza. Nach anfänglichen Problemen, den Graus von Stadt namens San Antonio hinter uns zu lassen, entdeckten wir dann das Ibiza von Claudia Schiffer und Konsorten: Traumhafte Buchten, schmale Fjorde und hohe Klippen, teilweise mit imposanten und elegant bis pompösen Villa besetzt. Das wir dann mit den Rollern noch ein bisschen Offroad gefahren sind, sagen wir mal nicht so laut, denn unser Vermieter muss ja nicht wissen, dass Dany ihren Roller beinahe 50m die Klippen runterbeschleunigt hätte (Der Skipper hat das zum Glück auch nicht gesehen...).

Nach fünf Stunden Ausritt verholten wir dann die Philamaris in etwas gastlichere Gefilde - leider nur unter Maschine, da die 1-2 Bft kombiniert mit der vorherrschenden Windrichtung wenig Spaß am Segeln aufkommen ließ.  Dafür kam umso mehr Spaß auf, als unser Konzertgitarrenvirtuose Denis-Santana-Gassmann auf Lippers mitgebrachter DDR-Klampfe revolutionäres und populäres Liedgut anstimmte. Unsere Version von "Über den Wolken" hätte beim Grand-Prix am Samstag 100%ige Siegchancen gehabt und sobald 1&1 mit Streaming Video ermöglicht, wird unsere unplugged-Version hier bereitgestellt.

Bootsmannstuhlmanöver, wildestes Dinghifahren und ein ultra-kitschiger Sonnenuntergang vor dem berühmten "Finger Gottes" (die auf den Bildern unten zu sehende Felszacke) rundete das Tagesprogramms ab - wobei wir vom absoluten Höhepunkte des Tages erstmal gar nichts mitbekamen...

Tag 6 - Donnerstag, 22.05.03

Der Tag begann mit einem panischen Anruf unseres Vercharterers, der wissen wollte, ob es uns und dem Schiff gut ginge. Ähh ja, die Frage verstanden wir nicht so ganz!? Nun, er teilte uns mit, dass nach dem Erdbeben in Algerien eine zwei Meter hohe Flutwelle an die Balearen gebrandet wäre und im Hafen von Palma ziemlich viel Kleinholz angerichtet hätte: Erst seien die Schiffe von der Welle hoch gehoben und dadurch teilweise auf den Kai geworfen worden, danach war der Hafen praktisch leer gelaufen und hatte die Schiff entsprechend hart aufsetzen lassen. Nun, wir lagen vor Anker auf der Nordseite von Ibiza und hatten daher nichts mitbekommen - Schwein gehabt.

Danach kam der Schlag nach Mallorca zurück, leider auch großteils unter Motor, da es nicht mit 4 Bft aus NW, sondern mit 0-1 Bft aus irgendwo wehte. Dafür belohnte uns Tag mit Sonne pur und die Insel dann mit einer traumhaften Bucht nördlich von Port Andraitx.

Dort schien der Kat über einem Meer von Fischen zu schweben und nachdem wir etwas "angefüttert" hatten, konnten weder die aufdringlichen Photoshootings des Skippers unter Wasser, noch die Aussenbordertestläufe von Matthias noch die Synchronspringversuche von Lipper, Gregor und Denis unseren neuen Freunde vertreiben. Aber vielleicht wussten die zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass sie oder Ihre Artgenossen Abend bei uns auf dem Teller landen würden. Übrigens, Denis hat angeblich noch heute Kreuzschmerzen.... :o)

Tag 7 - Freitag, 23.05.03

Vom letzten Tag haben Skipper und Dany nicht mehr viel mitbekommen, da um 9h30 das Taxi zum Flughafen vor das Schiff gefahren kam, aber sobald Test und Bilder vorliegen, wird die Seite abgeschlossen...