Sonntag, 26.05.2002 - Wir fühlen uns wie Kolumbus....


Kurs

120°

Position

N  38° 42.1'

Geschwindigkeit

6kn

W   9° 10.2'

Etmal

18sm

Lissabon, Portugal

Distanz

Gesamt

4997sm

Wetter

19°
1018hPa
5 Bft SW
heiter

unter Segeln

4060sm

unter Motor

  937sm 


So ähnlich muß es Kolumbus und den anderen Entdeckern gegangen sein, als sie von ihren Seereisen nach Westindien oder anderen fernen Teile der Welt wieder zurück in die alte Welt kamen: Das große Gefühl im Herzen, etwas besonderes geschafft zu haben und die Vorfreude auf das (Nacht-) Leben einer Großstadt. Ein Landfall ist ja immer schon etwas besonderes, aber in eine Stadt wie Lissabon einzulaufen (oder sogar in sie zurückzukehren), ist nochmal etwas schöneres.

Dementsprechend genoß die Crew auch den kurzen Transfer von Cascais nach Lissabon (diesmal mit dem Lipper als Skipper - alle waren ganz verwirrt wg. der unterschiedlichen Ansprache), entlang alter Sehenswürdigkeiten wie dem Kastell von Belem (siehe unteres Bild), dem Entdeckerdenkmal (siehe oberes Bild) und der riesigen Hängebrücke "des 25. Aprils". Wir fühlten uns wie in San Francisco. Einige der erwähnten "must see locations" existierten zwar zu alten Seefahrerzeiten noch nicht, was aber unserem Segelspaß keinen Abbruch tat. Hier sind eher die 2,5kn Gegenstrom zu erwähnen, die zu (endlich) einer signifikanten Eintragung im Logbuch in der Zeile "Strom" beitrug. Nach einmal "Hoch und Runter" kreuzen auf dem Rio Tejo schloß unser Tagestrip im Doca de Alcantara ab, einem ehemaligen Hafenbecken für Frachtschiffe. Dieses ist mittlerweile für Yachten umgebaut und liegt nur knappe zwei Kilometer von der Lissabonner Altstadt entfernt - dafür aber in "crawling distance" (zur Not kann man kriechend zurück zum Schiff) zur "Doca de Santo Amaro" mit seinen diversen Bars, Diskos und Restaurants, DEM neuen Ausgehviertel für die schicke Jugend von Lisboa.

Pünktlich zum Einlaufen war dann auch der  Skipper wieder zurück von seinem Kurzbesuch in München und nahm die Leinen entgegen - an dieser Stelle sei übrigens auch das Gerücht korrigiert, er wäre nur wegen Madame O. nach MUC geflogen. In Wahrheit hatte er den Spezialauftrag (s. Logbucheintrag von Vorgestern) die Speisekarte mit frischen Spargel aus Schrobenhausen zu bereichern. Schließlich können auch begnadete Köche wirklich exzellente Gerichte nur mit erstklassigen Zutaten zubereiten. Das hatte der Skipper auch den beiden Neuankömmlingen "Luke und Natalie" gesagt, die daraufhin noch eine Überraschung für die gesamte Crew aus München heraus vorbereitet hatten....

Die beiden meldeten sich kurz danach an Bord der Julia als weitere Crew von Leg 4 und brachten Weißwürste mit (aber dazu morgen mehr). Den Nachmittag verbrachte die Crew teils in der Stadt, teils an Bord in der Sonne und gegen 20h00 war es dann soweit: Nach intensivem Spargelschälen und -kochen, Kartoffelkochen, Sauce-Hollandaise-Zaubern und Schinkenschneiden war das Spargeldinner bereit für die kritische Würdigung des Julia-Kochkritiker-Teams (einer Auswahl ausgezeichneter Michelin-Mitarbeiter). In  Begleitung eines hervorragenden Vihno Verde mundete das Gericht allen und sicherte den Erhalt der drei Sterne für die Küche der Julia. Cheers.

Abgerundet wurde der Abend in den Bars und Diskos des Doca de Santo Maria und schließlich mit 17 Jahre altem Ardbeg Whiskey und einer guten Cohiba-Zigarre abgeschlossen. Das Leben kann schon ganz schön hart sein...