So ähnlich muß es Kolumbus und den anderen Entdeckern gegangen sein, als
sie von ihren Seereisen nach Westindien oder anderen fernen Teile der Welt
wieder zurück in die alte Welt kamen: Das große Gefühl im Herzen, etwas
besonderes geschafft zu haben und die Vorfreude auf das (Nacht-) Leben einer
Großstadt. Ein Landfall ist ja immer schon etwas besonderes, aber in eine
Stadt wie Lissabon einzulaufen (oder sogar in sie zurückzukehren), ist
nochmal etwas schöneres.
Dementsprechend genoß die
Crew auch den kurzen Transfer von Cascais nach Lissabon (diesmal mit dem
Lipper als Skipper - alle waren ganz verwirrt wg. der unterschiedlichen
Ansprache), entlang alter Sehenswürdigkeiten wie dem Kastell von Belem
(siehe unteres Bild), dem Entdeckerdenkmal (siehe oberes Bild) und der riesigen Hängebrücke "des 25. Aprils".
Wir fühlten uns wie in San Francisco. Einige der
erwähnten "must see locations" existierten zwar zu alten Seefahrerzeiten noch nicht,
was aber unserem Segelspaß keinen Abbruch tat. Hier sind eher die 2,5kn Gegenstrom zu
erwähnen, die zu (endlich) einer signifikanten Eintragung im Logbuch in der
Zeile "Strom" beitrug. Nach einmal "Hoch und Runter"
kreuzen auf dem Rio Tejo schloß unser
Tagestrip im Doca de Alcantara ab, einem ehemaligen Hafenbecken für
Frachtschiffe. Dieses ist mittlerweile für Yachten umgebaut und liegt nur knappe zwei Kilometer von der Lissabonner
Altstadt entfernt - dafür aber in "crawling distance" (zur Not
kann man kriechend zurück zum Schiff) zur "Doca de Santo Amaro" mit seinen diversen
Bars, Diskos und Restaurants, DEM neuen Ausgehviertel für die schicke
Jugend von Lisboa.
Pünktlich zum Einlaufen war
dann auch der Skipper wieder zurück von seinem Kurzbesuch in München
und nahm die Leinen entgegen - an dieser Stelle sei übrigens auch das
Gerücht korrigiert, er wäre nur wegen Madame O. nach MUC geflogen. In
Wahrheit hatte er den Spezialauftrag (s. Logbucheintrag von Vorgestern) die Speisekarte mit frischen Spargel
aus Schrobenhausen zu bereichern. Schließlich können auch begnadete
Köche wirklich exzellente Gerichte nur mit erstklassigen Zutaten
zubereiten. Das hatte der Skipper auch den beiden Neuankömmlingen
"Luke und Natalie" gesagt, die daraufhin noch eine Überraschung
für die gesamte Crew aus München heraus vorbereitet hatten....
Die beiden meldeten sich kurz
danach an Bord der Julia als weitere Crew von Leg 4 und brachten
Weißwürste mit (aber dazu morgen mehr). Den
Nachmittag verbrachte die Crew teils in der Stadt, teils an Bord in der Sonne und gegen 20h00 war es
dann soweit: Nach intensivem Spargelschälen und -kochen, Kartoffelkochen,
Sauce-Hollandaise-Zaubern und Schinkenschneiden war das Spargeldinner bereit
für die kritische Würdigung des Julia-Kochkritiker-Teams (einer Auswahl
ausgezeichneter Michelin-Mitarbeiter). In Begleitung eines
hervorragenden Vihno Verde mundete das Gericht allen und sicherte den Erhalt
der drei Sterne für die Küche der Julia. Cheers.
Abgerundet wurde der Abend in
den Bars und Diskos des Doca de Santo Maria und schließlich mit 17 Jahre
altem Ardbeg Whiskey und einer guten Cohiba-Zigarre abgeschlossen. Das Leben
kann schon ganz schön hart sein...
|