Gute Vorbereitung ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste (oder so ähnlich), daher wollten wir uns mit dem Thema  "Was-könnte-alles-schiefgehen-und-was-kann-ich-dann-machen?" noch etwas intensiver beschäftigen. Da die Kreuzerabteilung des DSV in Zusammenarbeit mit der deutschen Marine auch gleich das passende Sicherheitstraining im Programm hat, wurde flugs gebucht und in zwei Teams (Tine, Sanni und der Skipper sowie John und Moni in einer späteren Veranstaltung) die Probe aufs Exempel gemacht: Als Themen standen Leckbekämpfung, Brandabwehr, praktische Ausbildung an Rettungsmitteln, die Behandlung Unterkühlter und der kindersichere Umgang mit Signalmittel auf der Agenda. 

Die genialen Bilder und der Großteil der Texte stammen übrigens von John und Moni! Lob und Dank an dieser Stelle!!!!!

Leckbekämpung: Lecks sind fiese Biester, weiß man spätestens seit der Titanic. Wie fies genau diese Löcher im Rumpf sein können, fällt einem aber erst auf, wenn man mal versucht, eines zuzumachen. Dies wird hier auch ausgiebig probiert - zuerst wurde uns jedoch noch die Theorie über Löcher im Schiff vermittelt. Wie entsteht ein Loch (wenn nicht gerade durch einen Container in der Nacht fast immer durch Nachlässigkeit / Faulheit oder Geiz), wieviel fließt durch so ein Loch ins Schiff und was kann ich alles tun, um es wieder zu verschließen. Dazu gibt es zahlreiche Möglichkeiten und fast noch mehr kommerzielle Lösungen, zu denen allerdings von offizieller Seite (sprich: Ausbilder) kein Kommentar zu entlocken war. Jedenfalls kein zitierfähiger :-)

Danach ging es dann schnurstracks in die praktische Übung. Dafür besitzt die Bundeswehr einen Schiffstorso mit separat zuschaltbaren Löchern in allen möglichen Formen und Größen: Risse, kleine Löcher, große Löcher, aufgerissene Böden und geplatzte Rohre. Nach dem Anlegen der Trainingsmontur (Badehose, Overall und zu große Gummistiefel, unbedingt die eigenen mitnehmen!) rein in die Kammer und dann Wasser marsch.

Wie man hier schön sieht, kann man einen Haufen Fehler machen. Aber: einen hier gemachten Fehler wird man so kaum ein zweites Mal machen (geht mir jedenfall so!). Bei eigentlich allen Teams konnte man beobachten, wie es ein Weilchen dauerte, bis die Leute in ihre Rollen gefunden haben, und bis sich eine Kommunikation etabliert hatte. Hätten die Leute nicht so viel Angst um ihre Hände haben müssen, hätten sicher ein paar mehr mal nachgefühlt und die Fehlstellung des Brettes auf dem Schott bemerkt. In den runden Wandlöchern (mit einfachen Rundstopfen zu stopfen) wurde Dichtmaterial eigentlich immer vergessen, dafür für das Bodenloch exzessiv eingesetzt: Die Matten wurden immer durch das einströmende Wasser verschoben, konnten somit nicht kontrolliert werden und schoben sich zwischen Brett und Schott. Dadurch wurde eine optimale Positionierung des Brettes unmöglich!


Warum sind doppelt so große Löcher viermal so schlimm?

Brandbekämpfung ist das zweite Thema des Freitages. Auch hier erfolgt zunächst eine theoretische Einweisung zu Ursachen und Klassifizierung von Bränden und der Brandbekämpfung. Kurz gesagt hat man verschiedene Ansätze, Brände zu bekämpfen. Man kann sie u.a. auskühlen, ersticken oder das Brennmaterial wegnehmen (=Gashahn abdrehen...), je nachdem welche Brandklasse man hat, kann man auch verschiedene Löschmittel nehmen. Gleich vier Löschmittel werden in der praktischen Übung ausprobiert bzw. vorgeführt: die gute alte Löschdecke, Wasser, Pulver und CO2 (Kohlendioxid). Wichtig ist immer, auf den Selbstschutz zu achten! Dies gilt für jedes Löschmittel!

Die erste Übung beschäftigt sich mit dem Löschen mit einem Pulverlöscher (12kg). Sehr lustig neben den hier gezeigten Bildern ist auch der Versuch, den gleichen Brand mit einem 2kg Löscher auszubekommen. Es sah mehr danach aus, als würde eine Person Mottenpulver versprühen, aber nicht wirklich nach Brandbekämpfung. 

Die Bilder am Rand zeigen von links oben im Bogen nach rechts unten wie ein "Best Practice" Angriff auf eine brennende Kajüte durchgeführt wird: Zuerst werden die Bodenflammen gelöscht, um ein Rückgreifen des Feuers zu verhindern. Auch von der Tür kann wieder brennendes Benzin auf den Boden tropfen! Pulver saugt das Benzin nicht auf, es ist immer noch entzündlich! Prüfen, ob keine Flammen unter dem Objekt weiterbrennen, die sich wieder ausbreiten können. Erst jetzt wird der Innenraum gelöscht. Wie hebe ich einen 12kg Löscher (mit Flasche knapp 20kg) auf Augenhöhe? Ich stelle ihn auf dem Knie ab!

 


Die folgende Sequenz zeigt, wie eine ca. 4x5m große Wanne mit brennendem Diesel durch Wasser gelöscht wird. Wichtig: Sprühstrahl benutzen, Flamme von oben nach unten bekämpfen und den Sprühstrahl auf die gegenüberliegende Seite der Wanne richten, damit die Flammen nicht durch den Wannenrand geschützt werden. Das Feuer geht aus, langsam aber sicher. Wir wissen nur noch nicht, wo wir das C-Rohr und den Kompressor an Bord unterbringen sollen, um den zufällig in der Nähe brennenden Tanker zu löschen....


Die folgende Sequenz zeigt, was passiert, wenn man mit einem festen Wasserstrahl in die Dieselwanne hält: Der Brennstoff wird explosionsartig aus der Wanne herauskatapultiert. Hier brennt danach zum Glück nur der Hallenboden!!! 

Einsatz von Rettungsmittel. Am Samstag ging es dann um 08:30 Uhr wieder weiter. Es stand der Einsatz von Rettungsmitteln auf dem Plan. Auf den nebenstehenden Bildern gut zu sehen: Ein Automat für eine vollautomatische Schwimmweste, die Anwendung eines Spray-Caps, das den Träger vor Spritzwasser und Gischt schützt, sowie ein Modell einer Rettungsinsel. Deutlich erkennen kann man die doppelten Schläuche, von denen auch einer die Rettungsinsel mit Insassen tragen muß, sowie die Wassertaschen, die ein Kentern der Rettungsinsel verhindern, sobald sie vollgelaufen sind.

Danach war dann Badetag. Zuerst gingen wir (trocken) in die zur Verfügung gestellten Rettungsinseln und ließen uns 10min (also eine Ewigkeit) durchschaukeln. Anschließend durften wir die Rettungsinseln verlassen, die große Wand an einer Strickleiter nach oben klettern und von oben wieder runterspringen. Im Wasser wurden dann die halbautomatischen Westen ausgelöst, und beim anschließenden Klettern in die Rettungsinseln zeigt sich dann sehr eindrucksvoll, daß man mit aufgeblasener Rettungsweste und nassen Klamotten ohne Einstiegshilfe eigentlich nur neben der Insel herschwimmen kann.

Danach hat man dann die Möglichkeit, sein eigenes Ölzeug und Rettungsweste auszuprobieren. Also rein ins Ölzeug und mal schauen, ob die Vollautomatik tatsächlich auch aufgeht. Nach ein paar Minuten herumdümpeln in den Wellen dann noch Demonstrationen einer Wurfleine, der Spritzhaube für Rettungswesten und einer Bergung mit der Bergeschlinge.

Hier ganz schön zu sehen, was ein Spritzschutz auf einer Rettungsweste ausmacht. Auf dem Foto links leicht zu erkennen, wie der Schwimmende von den Wellen überspült wird. Das ständige Wasser in Nase und Mund stellt eine erhebliche Gefahr dar. Auf den beiden anderen Bildern gut zu sehen, wie die Haube von den Wellen mehrmals vollständig überspült wird. Trotzdem hat unser Proband hinterher zu Protokoll gegeben, kein Wasser geschluckt zu haben

Bergung von Personen aus einer Rettungsinsel. Die zu rettende Person legt sich die Bergeschlinge um, so daß die Schlinge dicht unter den Achseln liegt. Danach die Arme schön unten lassen, damit die Schlinge nicht an den Armen vorbei nach oben gleitet. Die gerettete Person sollte - von der Haltung abgesehen - völlig passiv sein.

Die Behandlung unterkühlter Personen. Nach dem Mittagessen geht es mit einer Einweisung in die Behandlung Unterkühlter weiter. Es gibt drei Stufen der Unterkühlung: 1. Erregungszustand, 2. Erschöpfungszustand und 3. Lähmungszustand. Je nach Grad der Unterkühlung sind auch die anzuwendenden Maßnahmen unterschiedlich. Ein Unterkühlter im Erregungszustand (besonderes Merkmal: er zittert noch!) kann mit Wärme von außen wieder erwärmt werden. Dies ist bei Unterkühlten in den Stadien 2 und 3 (verringerte Ansprechbarkeit bis Bewußtlosigkeit, niedriger bis nicht mehr feststellbarer Puls) unbedingt zu unterlassen! Diese dürfen nur von innen erwärmt werden (z.B. Tee, aber nur, wenn noch bei Bewußtsein) oder müssen sich durch die Isolationsmethode selbst erwärmen.

Wie dies funktioniert, zeigen auch die Bilder: Eine Plastiktüte von unten über die Beine streifen. Dann einen Plastiksack über den Körper und dann noch einmal einen über die Arme drüber. Das ganze dann schön andrücken, damit kein Luftaustausch stattfindet, und dann am besten noch eine Decke drüber, wahlweise auch Segeljacken, und den Kopf nicht vergessen. 

Wichtig ist, die unterkühlte Person in den Stadien 2 und 3 möglichst wenig zu bewegen. Nasse Kleidung sollte auch nicht unbedingt ausgezogen werden, das Wasser wird durch den Körper ohnehin erwärmt. Bewegung könnte den Blutkreislauf des Unterkühlten in Schwung bringen, und dies würde dazu führen, daß warmes Blut aus den Kernregionen in die kalten Außenregionen des Körpers strömt, dort abkühlt und bei der Rückkehr in die Kernregion des Körpers zum Kältetod führt. Und, natürlich, keinen Alkohol für Unterkühlte, egal in welchem Grad der Unterkühlung sich die Person befindet.

Handhabung von Signalmitteln. Letzter Punkt des Tages ist der Umgang mit Signalmitteln. Nach einer theoretischen Einweisung erfolgt auch hier eine praktische Übung. Auf diesem Bild gut zu erkennen, wie der Körper der Fackel glüht. Man sollte sie also tunlichst am Griff festhalten und nicht großartig damit rumwedeln.

Zum Abschluß gab es dann noch einen gemeinsamen Kaffee in der Offiziersmesse und die Bescheinigungen zum Lehrgang. Ich kann nur sagen: Ein tolles Training, eine super Organisation und tolle Lehrinhalte. Die Ausbilder sind allesamt sehr nett und vor allem engagiert, es gibt keine teilnahmslose "Vorlesung". Kann ich nur empfehlen!!! Weitere Infos gibt es beim Kreuzerverband des DSV unter www.kreuzer-abteilung.org!