Das Land der leckeren
Schweine und billigen Zigarren hat uns wieder. Endlich! Nicht, daß Portugal
auch schön und preiswert wäre, aber nach zwei Nächten in der
Einflugschneise von Faro sehnten wir uns nach etwas Abwechslung - außerdem
sind in Portugal Schinken und Rauchwaren sehr teuer.
Aber im Ernst. Wir brachen im
"Morgengrauen" (so um 09h00) auf, dem Hochwasser entgegen und
folgten dem Bojenkanal zurück in Richtung See. Diesmal war es dann noch mal
flacher als auf dem Hinweg, aber es hat nirgendwo geknirscht. Zumindest
nicht hörbar. Zurück auf offener See stellte sich dann die Frage
"Gehen wir hier an den Strand und fahren heute Nachmittag weiter nach
Osten, oder machen wir es andersherum?". Wir entschieden uns für
strebsames Weiterfahren und zogen natürlich eine Niete: Während wir
Vormittags bei bester Wellen- und Windstille unseren noch vom Atlantik
reichlich vorhandenen Diesel verballerten, tobte sich Nachmittags ein
flotter Landwind mit 5 Bft und 1m Welle aus. Also Essig mit dem netten
"an den Strand fahren und im Meer baden", denn Legerwall liegen
macht unter den Bedingungen nicht richtig Spaß. Da hätte man prima Segeln
können, aber wir waren eigentlich ja schon da, wo wir hinwollten - und
weiter nach Osten wollten wir auch nicht segeln, denn wir müssen die ganze
Strecke ja noch zurück nach Vilamoura UND möchten noch zwei Bade-/Landtage
einlegen (Das war die Sache mit der UND-Gesellschaft....). Die
dementsprechend von uns gewählte Option "gehen wir eben in den
Hafen" war dann noch recht nervenaufreibend, denn um 14h30 war
Niedrigwasser und die Einfahrt unter diesen Bedingungen (Niedrigwasser und
auflandigen Wind) im Hafenhandbuch als "difficult if not hazardous"
beschrieben. Das Echolot zeigte zwischendurch einmal nur noch 2,3m unter dem
Kiel (und der geneigte Leser erinnert sich, daß wir 2m Tiefgang haben und
in St. Maarten schon mal bei 2,2m "aufgesetzt" haben...) - da
wurden Skipper und Lipper schon leicht nervös. Aber nach 10min war die
vorgelagerte Sandbank überwunden und der tiefere Fluß erreicht - nach
dieser Aktion erscheint uns unser Anleger auf dem weitgehend von einem
rieseigen Stahlkutter belegten Kopf des Anlegers in der Marina schon fast
nicht mehr erwähnenswert.
Endlich fest, konnten wir ein
paar wichtige Dinge erledigen: Tine konnte beim Einklarieren beweisen, daß
sie DOCH fließend Spanisch spricht - mit stolzgeschwelgter Brust (O-Ton
Tine: "Natürlich war es für mich klar, daß die mich für eine
Spanierin halten") erzählte sie hinterher auch, daß sie im Schuhladen
- wo sonst - für eine Spanierin gehalten wurde! Ole! -, der Skipper konnte
im naheliegenden Supermarkt Bier, Schinken und Brot kaufen, der Lipper
schrauben und Uli ENDLICH wieder Duschen gehen. So einfach kann man Menschen
glücklich machen.
Auf der morgendlichen Fahrt
aus dem Bojenkanal heraus passierten wir auch zwei Sandbagger, die uns zu
folgender kleinen Geschichte inspirierten ("uns" ist hier der
zugegebenermaßen arg arogante Majestatis Pluralis unseres Borddichters):
"Quervo blickte aus dem Baggerfahrerhäuschen hinaus auf den
Bojenkanal. Seit einigen Stunden schon glitzerte das Wasser so eigenartig.
Joaquim im Bagger neben ihm merkte mal wieder gar nichts von seiner
Umgebung. Wie immer kaute er bedächtig die fritierten Auberginen, die ihm
seine Frau seit Jahren immer Montags einpackte. Quervo ärgerte sich immer
sehr über diese eigenbrötlerische Haltung. Wie gerne hätte er zu ihm
hinübergerufen und ihm erzählt, was ihm gestern nacht in der Stadt
passiert war. Aber dazu war auch der Lärm, den die beiden Stahlmonster
verursachten, viel zu laut. Immer wieder ließ Quervo das riesengroße Maul
seines Baggers ins Wasser fallen, um untergetaucht die Klauen in den Sand zu
hauen und dem Kanal seinen Sand zu entreißen. Ähnlich machte es Joaquim
steuerbordseitig. Gerade als ein kleines Schiff ihren Sandbagger passierte,
er konnte im Glitzern gerade noch den Namen Julia ausmachen, passierte es.
Beide Bagger verhakten sich gleichzeitig unter Wasser an einer vor dem
großen Krieg verlegten Teerleitung. Quervo und Joaquim drückten
gleichzeitig den Hebel ihrer Zugwinde nach vorne, um die Schaufeln
anzuheben. Doch statt die Schaufeln nach oben zu bringen, fing das
Trägerschiff der beiden Bagger an, sich zur Seite neigen. Die beiden
Baggerfahrer hatten so etwas noch nie erlebt, daher verstanden sie zuerst
nicht, was geschah. Erst als das Gestell von Joaquims Bagger einstürzte und
die Kabine ins Wasser stürzte, erkannte Quervo, was sie getan hatten. Doch
statt daß ihn Angst ergriff oder er den Zughebel wieder zurückriß, lehnte
er sich weiter nach vorn, um das glitzernde Wasser besser zu sehen. Langsam
neigte sich auch seine Kabine in Richtung der Wasseroberfläche. Als sie
abriß und fast lautlos ins Wasser eintauchte, saß Quervo einfach nur da.
Das Funkeln umfing ihn, als er immer tiefer sank. Sein ernster
Gesichtsausdruck wurde zu einem Lächeln und der gestrige Abend umfing ihn,
als das Naß seinen Bagger eindrückte."
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