Donnerstag, 30.05.2002 - The Beach - auch ohne Leonardo schön!


Kurs

N/A

Position

N  37° 06.6'

Geschwindigkeit

N/A

W   8° 40.5'

Etmal

N/A

Lagos, Portugal

Distanz

Gesamt

5139sm

Wetter

30°
1012hPa
2 Bft S->N
sonnig

unter Segeln

4195sm

unter Motor

  944sm 


Morgens kurz nach neun Uhr. Der Blick aus dem Kajütenfenster zeigt einen makellos blauen Himmel, nur durchbrochen von den sich nach oben reckenden Masten der umliegenden Boote. Französisches Stimmengemurmel ("oui, oui"), offensichtlich ein Telefongespräch, da immer nur die eine Seite der Konversation zu hören ist. Woher kommt das Flimmern in der Luft? Woher dieser Duft nach Sonnenöl und der Leichtigkeit eines Ferientags. Kann es Sommerhitze sein? Unmöglich, es ist Mai, Atlantikküste und gestern war es noch sehr frisch.

Als wir auf das Deck traten, waren wir begeistert. Windstille, heiße Luft, grelles Licht, das nach Sonnenbrillen verlangte und eine Trägheit über den Yachten im Hafen. Wir merkten sehr schnell, daß die Portugiesen den Feiertag genießen konnten. Überall sahen wir Menschen mit Strandtüchern, Bastmatten und Badetaschen Richtung Küste streben. Ein schnelles Frühstück, ein wenig Katzenwäsche, schnell die Sachen gepackt und ab an den Strand. Der war nur 5 Minuten entfernt und zeigte sich uns von seiner besten Seite: Alleine drei Strandbars auf den ersten Blick, bunte Sonnenschirme überall, dunkle Strohschirme zwischen Meer und Dünen. Dorthin zogen wir, belegten drei der Schattenspender, legten die Tücher aus und freuten uns erst einmal über die Perfektion von Sonne, Wind und Wasser (der Wind ist lediglich aus rhetorischen Gründen erwähnt worden, der aufmerksame Leser erinnert sich, daß am Anfang dieses Tages und damit auch dieser Erzählung von Windstille die Rede war).

Nach und nach begannen dann die üblichen Aktivitäten in unserer kleinen Siedlung. Ausziehen, einölen, Bücher, Zeitungen oder Magazine zücken, erste "Wer kommt mit ins Wasser" Anfragen und immer wieder das wohlige Stöhnen anläßlich dieses wunderbaren Tages. Die heimlichen CSU-Anhänger Luke und Markus (eigentlich hatten sie sich in das konservativ-liberale Lager (=Luke) bzw. sozialistisch-grün-gewerkschaftliche Lager (=Markus) eingeordnet), versuchten, Wählerfang durch Schafkopfspielen zu betreiben. Nach vielen Spielen mit der "Oiten", der "Bumps" und einigen Solos (leider war kein Wenz dabei) zählen nun Jonna und Lipper zu Bewunderern der blauweißen Lebensart und werden dem Edmund wohl im September ihre Stimme schenken müssen, sonst wird ihnen die bayrische Gesinnung aberkannt und es gibt Weißwurstentzug bis 2006. Uups, da fällt uns ein, wir haben noch gar nicht von der gestrigen Simulation der Bundestagswahl erzählt. Unter Verwendung repräsentativer Auszählungsmethoden, Wahlbeobachtern aus dem benachbarten Ausland (Natalie als Österreicherin wurde uns von der UN beigestellt und übernahm auch gleich die Auszählung) und einem modernen Wahlsystem (ein Schmierblatt mußte, in Einzelteile zerrissen, als Wahlzettel dienen) kamen wir zu einem sensationellen Ergebnis: Erstens: Rot-Grün wird auch nach September regieren. Zweitens: Grüne und FDP sind zu Volksparteien aufgestiegen und schaffen es, weit mehr als die lächerliche 18-Prozent-Hürde zu reißen. Drittens: Personenwahlkampf funktioniert nicht (wir hatten überlegt, auch den beliebtesten Menschen an Bord zu ermitteln, mußten aber feststellen, daß das anwesende Wahlvolk nur geringes Interesse an dieser Personalisierung verspürte). Wahlforscher können sich gerne bei uns nach Details und Einzelheiten erkundigen. eMail an BatmanForPresident@transatlantic2002.de.

Überschüssige Energie wurde noch sehr ausdauernd beim Beach-Volleyballspielen abgebaut. Mit viel Spaß, nur wenigen Fingerstauchungen und ausreichend Beschimpfung und Beleidigung der gegnerischen Spieler konnte das Hin- und Herspielen eines Balles über ein gespanntes Netz professionell von Statten gehen. Kleiner Tip am Rande: Regelmäßiges Abklatschen der eigenen Mitspieler sorgt für Bewegung und verhindert Auskühlung, wenn mal wieder nur mit der Angabe gepunktet wird.

Wollen wir noch das Abendessen bei PizzaHut erwähnen? Lieber nicht, die gruppendynamischen Prozesse beim Bestellen von Familienpizzas waren doch etwas zu ausgeprägt, die beiden Psychologen an Bord haben jedenfalls mehr Material gesammelt als das Hubble-Teleskop in der selben Zeit zur Erde funken kann.