Die Auflösung der
"Beinahe-Katastrophe" schilderte uns der Hafenmeister dann in
halb-englisch-halb-portugiesisch-halb-gestenreicher" Sprache (wer sich
über dreimal "halb" wundert: Die Hälften wechselten sich
gegenseitig ab und ergaben so immer ein Ganzes ;-)) folgendes Szenario: Wir
lagen mir StB Längsseits, Wind briste im Hafen (!!!) auf 8 Bft (!!!) auf,
drehte und stand genau in der Einfahrt. Wir lagen mit dem Heck zu dieser
Einfahrt und waren nur (!!!) 4-fach gesichert. Irgendwann brach die
Achterklampe und das Schiff hing quer an der Achterspring, allerdings ohne
Achterleinen schon viel weiter nach vorn gefriftet und schön gegen einen
Schwimmfinger gepreßt. Dort schubberte der Bug fröhlich gegen einen
Eisenträger, dieser trug Millimeter um Millimeter der äußeren
Farbschichten und anschließend des Gelcoates ab. Irgendwann meinte wohl die
Achterspring "Wenn das so weitergeht, haben wir bald ein Loch im
Bug" und verabschiedete sich unter dem Eindruck dieser nicht sehr
verlockenden Aussicht aus dem maritimen Leben. Sprich, sie brach, riß,
zerfetzte, oder was auch immer. Nun hatte der Dampfer überhaupt keine
achterliche Führung mehr und schwang nach StB gegen 90° abstehenden den
Schwimmfinger (Miniponton), nur noch gehalten durch Vorleinen und Vorspring
- und halt den (abrasiven) Gegenkräften dieses Pontons.
Endlich wurde das
Hafenpersonal aufmerksam und zog unser Kreuzfahrtschiff mit dem Bug gegen
den Wind wieder längsseits an die ursprüngliche Pier. Das die Kollegen
dabei nicht die meiste Rücksicht auf weitere Lackschäden genommen haben,
können wir ihnen nicht richtig verdenken. Auch das keine Fender umgelegt
oder ausgebracht wurden, ist wohl dem situativen Streß zu verdanken.
Immerhin können wir sehr dankbar sein, daß das Schiff wieder gut vertäut
wurde und damit ein weiterer Abtrieb inmitten der weiter innen liegenden
Schiffe vermieden wurde. Wir, bzw. das Boot hätten mit absoluter Sicherheit
einen erheblichen Schaden anrichten können. Aber, so ist ja (fast) alles
gut gegangen und nach (unglaublich günstiger) Reparatur durch einen
Fachmann und ein bißchen Austrocknungszeit konnten wir abends "Leinen
los" sagen, zum Nachtschlag nach Cascais (sprich Kasch-Ka-I-Sch). Zwar
war uns allen ein bißchen mulmig drob des Erlebnisse der letzten Nacht und
vor allem den draußen (nach Windstärke Acht) herrschenden
Wellenverhältnisse, aber letztlich freuten sich doch alle, endlich wieder
loszusegeln. Außerdem "stank" uns der Hafen mittlerweile - nicht
nur wegen des Unfalls: Der Sturm hat so ziemlich alle "Kackreste",
Tüten, Verpackungen, Styroporreste und sonstigen Abfall in den Yachthafen
gespült. Wasser war stellenweise fast nicht mehr zu sehen und der Lipper
und - diesmal auch Skipper - hatten fast Angst den Motor wg. Propeller- und
Kühlwasseransaugproblemen anzustellen. Das Hafenpersonal vertraute aber
lieber auf die Tide, statt auf Käscher und Müllbeutel und so wird es wohl
noch einiges dauern, bis dort wieder "Clear Water" zu sehen
ist.
Also: Erst mal raus da und
psychologische Aufarbeitung des Geschehenen der Vornacht, am bestem mit
"sich über den Skandal der gebrochenen Klampe" aufregen!!!"
Nach unserer Meinung muß eine Klampe entsprechenden Zug halten können.
Wenn sie nun wenigstens ausgerissen wäre (aus dem Deck) oder die Festmacher
gerissen wären (Altersschwach), dann könnten wir uns einen Vorwurf machen
(machen wir uns blöderweise irgendwie trotzdem) wg. zu schludriger
Befestigung. Aber das das Dingen selbst bricht, so etwas hatten wir alle
noch nicht erlebt. Spricht aber auch mal wieder für die Bavaria Qualität
(und deren Zukaufsartikel) - über die der Lipper eh noch ein eigenes Buch
schreiben wollte - und allen, die es Lesen wollen, den offenen Brief zur
Verfügung stellt, der an Bavaria Yacht Werften, CC: die Segelzeitschriften
in Europa, gehen wird ....
Na, Schwamm drüber,
genießen wir erstmal das schöne Segeln der kommenden Nacht unter den
Sternen Portugals und probieren aggressive 160 sm innerhalb 24h zu
schaffen...
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