Mittwoch, 22.05.2002 - Zum Mitmalen: Das Malheur der Vornacht


Kurs

190°

Position

N  40° 41.5'

Geschwindigkeit

6kn

W   8° 50.5'

Etmal

31sm

 

Distanz

Gesamt

4847sm

Wetter

16°
1007hPa
5->3 Bft W
sonnig

unter Segeln

3978sm

unter Motor

  869sm 


Die Auflösung der "Beinahe-Katastrophe" schilderte uns der Hafenmeister dann in halb-englisch-halb-portugiesisch-halb-gestenreicher" Sprache (wer sich über dreimal "halb" wundert: Die Hälften wechselten sich gegenseitig ab und ergaben so immer ein Ganzes ;-)) folgendes Szenario: Wir lagen mir StB Längsseits, Wind briste im Hafen (!!!) auf 8 Bft (!!!) auf, drehte und stand genau in der Einfahrt. Wir lagen mit dem Heck zu dieser Einfahrt und waren nur (!!!) 4-fach gesichert. Irgendwann brach die Achterklampe und das Schiff hing quer an der Achterspring, allerdings ohne Achterleinen schon viel weiter nach vorn gefriftet und schön gegen einen Schwimmfinger gepreßt. Dort schubberte der Bug fröhlich gegen einen Eisenträger, dieser trug Millimeter um Millimeter der äußeren Farbschichten und anschließend des Gelcoates ab. Irgendwann meinte wohl die Achterspring "Wenn das so weitergeht, haben wir bald ein Loch im Bug" und verabschiedete sich unter dem Eindruck dieser nicht sehr verlockenden Aussicht aus dem maritimen Leben. Sprich, sie brach, riß, zerfetzte, oder was auch immer. Nun hatte der Dampfer überhaupt keine achterliche Führung mehr und schwang nach StB gegen 90° abstehenden den Schwimmfinger (Miniponton), nur noch gehalten durch Vorleinen und Vorspring - und halt den (abrasiven) Gegenkräften dieses Pontons. 

Endlich wurde das Hafenpersonal aufmerksam und zog unser Kreuzfahrtschiff mit dem Bug gegen den Wind wieder längsseits an die ursprüngliche Pier. Das die Kollegen dabei nicht die meiste Rücksicht auf weitere Lackschäden genommen haben, können wir ihnen nicht richtig verdenken. Auch das keine Fender umgelegt oder ausgebracht wurden, ist wohl dem situativen Streß zu verdanken. Immerhin können wir sehr dankbar sein, daß das Schiff wieder gut vertäut wurde und damit ein weiterer Abtrieb inmitten der weiter innen liegenden Schiffe vermieden wurde. Wir, bzw. das Boot hätten mit absoluter Sicherheit einen erheblichen Schaden anrichten können. Aber, so ist ja (fast) alles gut gegangen und nach (unglaublich günstiger) Reparatur durch einen Fachmann und ein bißchen Austrocknungszeit konnten wir abends "Leinen los" sagen, zum Nachtschlag nach Cascais (sprich Kasch-Ka-I-Sch). Zwar war uns allen ein bißchen mulmig drob des Erlebnisse der letzten Nacht und vor allem den draußen (nach Windstärke Acht) herrschenden Wellenverhältnisse, aber letztlich freuten sich doch alle, endlich wieder loszusegeln. Außerdem "stank" uns der Hafen mittlerweile - nicht nur wegen des Unfalls: Der Sturm hat so ziemlich alle "Kackreste", Tüten, Verpackungen, Styroporreste und sonstigen Abfall in den Yachthafen gespült. Wasser war stellenweise fast nicht mehr zu sehen und der Lipper und - diesmal auch Skipper - hatten fast Angst den Motor wg. Propeller- und Kühlwasseransaugproblemen anzustellen. Das Hafenpersonal vertraute aber lieber auf die Tide, statt auf Käscher und Müllbeutel und so wird es wohl noch einiges dauern, bis dort wieder "Clear Water" zu sehen ist. 

Also: Erst mal raus da und psychologische Aufarbeitung des Geschehenen der Vornacht, am bestem mit "sich über den Skandal der gebrochenen Klampe" aufregen!!!" Nach unserer Meinung muß eine Klampe entsprechenden Zug halten können. Wenn sie nun wenigstens ausgerissen wäre (aus dem Deck) oder die Festmacher gerissen wären (Altersschwach), dann könnten wir uns einen Vorwurf machen (machen wir uns blöderweise irgendwie trotzdem) wg. zu schludriger Befestigung. Aber das das Dingen selbst bricht, so etwas hatten wir alle noch nicht erlebt. Spricht aber auch mal wieder für die Bavaria Qualität (und deren Zukaufsartikel) - über die der Lipper eh noch ein eigenes Buch schreiben wollte - und allen, die es Lesen wollen, den offenen Brief zur Verfügung stellt, der an Bavaria Yacht Werften, CC: die Segelzeitschriften in Europa, gehen wird .... 

Na, Schwamm drüber, genießen wir erstmal das schöne Segeln der kommenden Nacht unter den Sternen Portugals und probieren aggressive 160 sm innerhalb 24h zu schaffen...