Sonntag, 19.05.2002 - Eine Burg zum Verlieben


Kurs

180°

Position

N  41° 41.6'

Geschwindigkeit

4kn

W   8° 49.3'

Etmal

37sm

Viana d.C, Portugal

Distanz

Gesamt

4770sm

Wetter

22°
1020hPa
2 Bft W
sonnig

unter Segeln

3935sm

unter Motor

  835sm 


Der Sonntag begann als sehr ruhiger Motortag, mit gaanz viel Sonne und der ersten Chance für Miriam und Ole, sich die Nasen und Stirn zu verbrennen (haben Sie auch erfolgreich geschafft). Mittags kam ein bißchen Wind auf und die Segel wurden gesetzt. Ansonsten passierte nicht viel, außer Delphin-Watching, Geschichten und neuster Tratsch ausgetauscht, Neuigkeiten aus Deutschland und der Welt ausgetauscht und ansonsten der Tag von Allen in vollen Zügen genossen. Unterwegs gab es ein paar Ur-Alt U-Boote beim Manöver zu betrachten. Abends quetschten wir uns in ein noch engeres Hafenbecken, zum Anlegemanöver sagen wir hier nix. Bordgeheimnis undsoweiter ;-)

Und nun ein paar Betrachtungen über das weitere Leben auf der Julia von Uli, sein Poem nannte er "Das kulturelle Leben auf der Julia": Nun kann man aus den Logbucheinträgen der letzten Zeit leicht schliessen, dass das Bordleben aus Party, Party und zur Abwechlung noch mal Party besteht. Dem ist nicht so. Zumindest nicht ausschliesslich. Da wir in einer "Und-Gesellschaft" leben (Wir essen Lakritze und Chips, trinken Bier und Cola) möchten wir betonen, dasses auch ein kulturelles Leben an Bord gibt. Nicht nur passiv (Bücher lesen und Musik hören), sondern auch aktiv Kulturschaffende erfreuen die Mitsegler mit Liedgut. In einer nicht repräsentativen Umfrage unter nur 6 Besatzungsmitgliedern eines zufällig ausgewählten Legs ergaben sich folgende Bestenliste in den Kategorien: Buch, Musik und Lippers Gitarren-Lieder.

Sieger in der Kategorie "beliebtestes Buch" sind zweifelsohne die Barawitzka-Bände. Die zur seemännischen Popularkultur zählenden Werke sind von dem leider viel zu früh verstorbenen (im Suff über Bord) österreichischen Autoren Karl Vettermann verfasst worden. Eindeutiger zweiter ist das "Montglane-Spiel" von Kathrine Neville. Von den Besatzungsmitgliedern wurde im Übrigen eine erstaunliche Bandbreite von Werken als Lieblingslektüre benannt. Extremata sind hier das elementare Werk "Die Seemannschaft" des norddeutschen Autors Delius Klasing auf der einen Seite und den zahlreichen namenlosen Schundromanen auf der anderen Seite. 

Das Bild in der Kategorie "Beste CD/MP3" ist dagegen eindeutig. Beliebt sind durchweg die Balladen, sowie Pop- und elektronische Downtempomusik. Unser aller Liebling ist George Michael, am Bord Meikl Schorsch genannt. Seine "Best of" begeistert durch seine universelle Hörbarkeit, zum Beispiel zum Einlaufen, beim Sunset oder nur mal so zwischendurch. Platz zwei geht eindeutig an Etienne de Crecys anspruchsvolle elektronische Kompositionen "Tempovision". Doch auch klassische Musik hatte seinen Platz auf unserer Playlist. Wie auch Altkanzler Kohl hörten einige von uns Vivaldis "Vier Jahreszeiten" bis zum Hörsturz.

Die Lipperchöre unter ihrem Generalmusikdirektor Stephan Fanenbruck gaben diverse Hits und Evergreens zum Besten. Immer wieder gewünscht wurden vom Publikum "House of the rising Sun", das unvergessliche "Über sieben Brücken musst dU gehn" und "Killing me softly". Zu handwerklicher Perfektion brachte "Don Lipporello", wie er unter Kennern genannt wird, es bei seiner eigenwilligen Interpretation des diabolisch-genialen "Hotel-California" der Formation "The Eagles". Leider existieren keine Aufnahmen des Songs, die die legere Westcoast-Atmosphäre hätten adäquat einfangen können. 

Seit neuestem werden die Crewmitglider zur gegebenen Uhrzeit mit dem Nana Muskuri- Klassiker "Guten Morgen Sonnenschein" geweckt. VOr 15 Jahren wurden die Mitglieder der Familie Ortloff auf übrigens ähnlich in den Tag geschickt...