Freitag, 10.05.2002 - Wer will eigentlich nach La Coruna?


Kurs

80°

Position

N  41° 30'

Geschwindigkeit

5 kn

W 21° 30'

Etmal

121sm

 

Distanz

Gesamt

4127sm

Wetter

18°
1027hPa
2-3 Bft W-SW
sonnig bis wolkig

unter Segeln

3481sm

unter Motor

646sm 


Gestern haben wir noch spaßeshalber rumgeunkt, und heute ist es schon wahr geworden. Das Spinnaker Manöver hat heute mit nur vier (4!!) Personen stattgefunden. Nachdem der Lipper in den frühen Morgenstunden heimtückisch Jonnas Lieblingsbeschäftigung übernommen und also frecherweise die Bilge ganz alleine gelenzt hatte, das erste Müsli mit Schoki eingenommen und mit ordentlich Kaffee heruntergespült wurde, war es soweit. Die im Morgengrauen sich an Deck befindlichen Personen wurden akquiriert und los ging es mit dem Spi setzen. Dank der immer ausgefeilteren Spinnaker-Packtechniken (und vielleicht auch wegen des wenigen Windes) ging sogar alles gut und die 180 qm große Blase stand in dem frühsommerlichen Morgenlüftchen. Allerdings haben sich nun der Lipper und Skipper geeinigt, daß eine weitere Reduzierung so langsam in Richtung schlechte Seemannschaft tendiert. Weiteres Minimalistentum wird es also hierbei nicht mehr geben.

Gegen Mittag waren dann alle vollzählig versammelt, nach der obligatorischen Morgendusche auf der Heckplattform mit kaltem Meerwasser aus der Pütz (so langsam wirds echt "freezy", seemännisch auch "Nippelwetter" genannt) und einem gemeinsamen Frühstück mit frisch aufgebackenen Brötchen, lugte so langsam die Sonne hinter den Wolken hervor und es wurde richtig schön und warm. Jonna, eingewickelt in Ihre Hundedecke und versorgt mit einem wunderschönen Kitschroman, bekam auf einmal mega Appetit auf Champagner (Matthias B.: Deine "Stiftung" wird wirklich genossen!!). Da der aber noch nicht standesgemäß kühl war, spendierte Lipper 10 Amperestunden für den Kühlschrank (damit wurde dann auch zufällig gleich das daneben liegende Bier kalt) und los ging die nachmittägliche Champagner Party, inkl. wunderbar crossem Bruschetta von "Le Chef" Tom. Da dem Skipper und Lipper praktischerweise einfiel, daß ihre beiden Brüder bald Väter werden und der gestrige Donnerstag ja Vatertag war, haben sie im familiären Andenken an ihre Geschwister gleich den Vatertag nachgefeiert.

Champagner soll ja angeblich den Kreislauf anregen und bei Frau Dethlefsen hat das auch gut geklappt: "Jonna is back" im Kampf um die "Goldene Kochmütze" und die vier zu vergebenen Michelin Sterne an Bord. Durch eine strategische Meisterleistung katapultierte sie sich zurück an die vorderste Front des kulinarischen Wettstreits. Geschickt nutzte sie die Tatsache, daß Tom taktisch klug ausgeschaltet war (er hatte Wache von 19:00 - 21:00 Uhr, daß ist unsere normale Kochzeit), Uli als Proviantmeister konspirierte mit und Lipper bot geistigen Beistand. Also gab es zum ersten mal nicht diese "langweilige" italienische, spanische, französische oder gar karibische Küche, nein, heute war China-Tag. Es gab ein sensationelles Risotto Süß-Sauer, mit frischer Ananas und einer Menge Samba-Olek, ganz viel Gemüse und alles gaaanz gesund. Da Jonna schon länger an Bord ist, kennt sie natürlich auch die benötigten Mengen schon viel besser. Bei Tom gibts immer Streit um die letzten Krumen, daß kann bei Jonna nicht passieren. Also waren abends alle rund und gesund und freuten sich auf die Koje, bzw. die Nachtwache. Die war übrigens in dieser Nacht wirklich erwähnenswert, da die luminiszierenden Algen in diesem Teil des Atlantiks scheinbar auf Betriebs- oder Familienausflug waren und das Meer nur so glühte. In Lippers Wache war es offensichtlich soooo hell, daß er schon seine Sonnenbrille holen wollte. Sagt er jedenfalls....

Achja, und noch etwas wichtiges ist passiert: Neuer Kurs auf Spanien ist nicht mehr La Coruna sondern der Ort Portosino, ein kleiner Hafen knapp unterhalb der nordwestlichen Ecke der iberischen Halbinsel. Von dort sind es nur ein paar Kilometer nach Santiago de Compostella. So sparen wir uns 80sm hin und zurück (= 160 sm) nach La Coruna - davon wäre wahrscheinlich einmal mindestens gegen den Wind anzugurken gewesen. Sanni und Tom meinen, aus navigatorischer und kultureller Sicht sei der neue Kurs eine gute Wahl, und man soll ja seinen Navigations- und Kulturoffizieren nicht wiedersprechen....