Gestern haben wir noch
spaßeshalber rumgeunkt, und heute ist es schon wahr geworden. Das Spinnaker
Manöver hat heute mit nur vier (4!!) Personen stattgefunden. Nachdem der
Lipper in den frühen Morgenstunden heimtückisch Jonnas
Lieblingsbeschäftigung übernommen und also frecherweise die Bilge ganz
alleine gelenzt hatte, das erste Müsli mit Schoki eingenommen und mit
ordentlich Kaffee heruntergespült wurde, war es soweit. Die im Morgengrauen
sich an Deck befindlichen Personen wurden akquiriert und los ging es mit dem
Spi setzen. Dank der immer ausgefeilteren Spinnaker-Packtechniken (und
vielleicht auch wegen des wenigen Windes) ging sogar alles gut und die 180
qm große Blase stand in dem frühsommerlichen Morgenlüftchen. Allerdings
haben sich nun der Lipper und Skipper geeinigt, daß eine weitere
Reduzierung so langsam in Richtung schlechte Seemannschaft tendiert.
Weiteres Minimalistentum wird es also hierbei nicht mehr geben.
Gegen Mittag waren dann alle
vollzählig versammelt, nach der obligatorischen Morgendusche auf der
Heckplattform mit kaltem Meerwasser aus der Pütz (so langsam wirds echt
"freezy", seemännisch auch "Nippelwetter" genannt) und
einem gemeinsamen Frühstück mit frisch aufgebackenen Brötchen, lugte so
langsam die Sonne hinter den Wolken hervor und es wurde richtig schön und
warm. Jonna, eingewickelt in Ihre Hundedecke und versorgt mit einem
wunderschönen Kitschroman, bekam auf einmal mega Appetit auf Champagner
(Matthias B.: Deine "Stiftung" wird wirklich genossen!!). Da der
aber noch nicht standesgemäß kühl war, spendierte Lipper 10 Amperestunden
für den Kühlschrank (damit wurde dann auch zufällig gleich das daneben
liegende Bier kalt) und los ging die nachmittägliche Champagner Party,
inkl. wunderbar crossem Bruschetta von "Le Chef" Tom. Da
dem Skipper und Lipper praktischerweise einfiel, daß ihre beiden Brüder
bald Väter werden und der gestrige Donnerstag ja Vatertag war, haben sie im
familiären Andenken an ihre Geschwister gleich den Vatertag nachgefeiert.
Champagner soll ja angeblich
den Kreislauf anregen und bei Frau Dethlefsen hat das auch gut geklappt:
"Jonna is back" im Kampf um die "Goldene Kochmütze" und
die vier zu vergebenen Michelin Sterne an Bord. Durch eine strategische
Meisterleistung katapultierte sie sich zurück an die vorderste Front des
kulinarischen Wettstreits. Geschickt nutzte sie die Tatsache, daß Tom taktisch klug
ausgeschaltet war (er hatte Wache von 19:00 - 21:00 Uhr, daß ist unsere
normale Kochzeit), Uli als Proviantmeister konspirierte mit und Lipper bot
geistigen Beistand. Also gab es zum ersten mal nicht diese
"langweilige" italienische, spanische, französische oder gar
karibische Küche, nein, heute war China-Tag. Es gab ein sensationelles
Risotto Süß-Sauer, mit frischer Ananas und einer Menge Samba-Olek, ganz
viel Gemüse und alles gaaanz gesund. Da Jonna schon länger an Bord ist,
kennt sie natürlich auch die benötigten Mengen schon viel besser. Bei Tom
gibts immer Streit um die letzten Krumen, daß kann bei Jonna nicht
passieren. Also waren abends alle rund und gesund und freuten sich auf die
Koje, bzw. die Nachtwache. Die war übrigens in dieser Nacht wirklich
erwähnenswert, da die luminiszierenden Algen in diesem Teil des Atlantiks
scheinbar auf Betriebs- oder Familienausflug waren und das Meer nur so
glühte. In Lippers Wache war es offensichtlich soooo hell, daß er schon
seine Sonnenbrille holen wollte. Sagt er jedenfalls....
Achja, und noch etwas
wichtiges ist passiert: Neuer Kurs auf Spanien ist nicht mehr La Coruna
sondern der Ort Portosino, ein kleiner Hafen knapp unterhalb der
nordwestlichen Ecke der iberischen Halbinsel. Von dort sind es nur ein paar
Kilometer nach Santiago de Compostella. So sparen wir uns 80sm hin und
zurück (= 160 sm) nach La Coruna - davon wäre wahrscheinlich einmal
mindestens gegen den Wind anzugurken gewesen. Sanni und Tom meinen, aus
navigatorischer und kultureller Sicht sei der neue Kurs eine gute Wahl, und
man soll ja seinen Navigations- und Kulturoffizieren nicht
wiedersprechen....
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