Wir sind über den Atlantik -
naja, zumindest zum größten Teil. Nach nur 14 Tagen und 1910sm (dies
entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkit von 5,4 kn) haben wir heute
morgen um 10h30 Ortszeit unsere Leinen am Begrüßungspier der Marina Horta
festgemacht und unsere für teures Geld in Bermuda gekaufte Flasche Schampus
geköpft. Eigentlich war die Ankunft es schon fast unspektakulär, wachte
der Großteil der Crew doch morgens auf und plötzlich war da diese Insel an
Backbord - Faial. Und dann doch kurz ums Kap gedieselt und schon standen wir
vor Horta - dem Mekka der Atlantiksegler.
Im Hafen lief dann nach
unserem Begrüßungsschampus alles ganz geruhsam, denn die Azorianer
befinden sich noch im Winterschlaf. Die "bewohnten" Yachten im
Hafen lassen sich an zwei Händen abzählen und die Behörden (aufgrund
einer Baustelle praktischerweise alle direkt nebeneinander im Containerdorf)
freuten sich schon fast über etwas Abwechslung vom Zeitunglesen. Danach
ging die Crew gleich geschlossen in Peter´s Cafe Sport, DEM Treff für
Atlantiksegler in diesen Breiten seit drei Generationen - der Laden ist
einfach unglaublich, zieren die Wände und Decken doch Wimpel, Fahnen,
Shirts und andere Andenken von unzähligen Seglern. Und ob der Preise
wollten wir schon gar nicht mehr gehen, gab es doch das günstigste Sandwich
für 0,70€ (!!), das Steak-Sandwich mit Fritten für 3€ und Steak mit
Gemüse und Pommes für 6,5€. Nach unseren Preisschocks auf den BVI und
Bermuda ist Horta eine Offenbarung.
Ansonsten lief heute nicht
mehr viel, abgesehen vom (Warm-)Duschen und Deckwaschen, denn die Crew war
nach den unzähligen Drinks schon um 15h00 im Chillout-Modus. Aber wir haben
ja noch drei Tage, die Insel zu erkunden, bevor Tom und Sanni eintreffen und
es auf nach Spanien geht.
Stay tunded..... (Sobald wir
einen Weg gefunden haben, die Bilder von Digicam zu downloaden, gibt es auch
neue Bilder... :o)
Jetzt, wo wir das Gröbste
hinter uns haben, hier ein paar Gedanken von Uli zum Thema "Der
Atlantik im ersten Rückblick": Nach inzwischen über drei Wochen
Atlantiksegelns ist es an der Zeit, unsere Erfahrungen mit einem der drei
Weltmeere zusammenzufassen. Doch wo fängt man an, wo hört man auf? Am
besten bei den Erwartungen: Wind bis 12 Bft, bis zu 16 m hohe Wellen und das
drei Wochen lang. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Ja, insgesamt haben wir wohl
eine Woche Starkwind gehabt (7-8 Bft, in Böen entsprechend mehr), aber die
Wellen haben die Höhe von 5-6 Metern nicht überschritten. Das eigentlich
unerwartete war nicht die maximal heftigste Ausprägung dessen, was Wetter
und Welle ausmacht, sondern die Bandbreite, in der sich die für uns
entscheidenden Umweltbedingungen abspielen.
Vom eben beschriebenen
Starkwind mit sintflutartigem Regen und Sicht bis zum Mast bis hin zur
Ententeichatmosphäre (0-1 Bft, keine Welle, keine Wolken) ist alles drin.
Wetterkunde lässt sich wohl nirgendwo so anschaulich betreiben, wie hier.
Zieht eine Warmfront durch, ist es tatsächlich warm. Folgt dann im Tief die
Kaltfront, ist es an der Zeit Fleecejacke und Ölzeug rauszuholen. Stürmt
es, ist man entweder im Tief oder an der Grenze zu einem Hoch. Momentan
stecken wir in einem fetten Hochdruckgebiet (das legendäre Azoren-Hoch,
welches das Wetter in Europa beeinflußt). Entsprechend
windstill ist es.
Womit wir auch schon bei der
nächsten Erfahrung wären. Was ist unangenehmer, Starkwind oder Flaute? Die
Flaute, da bei Starkwind das Schiff in Fahrt ist und es gilt:
Geschwindigkeit stabilisiert. Bei Flaute hingegen eiert man durchs Wasser,
kommt nicht recht voran, die Segel und die Schoten schlagen. Nachts kann
dabei kein Mensch schlafen und als Wachhabender ist man nahe am ausflippen.
Auch das Starten des Motors trägt nicht wirklich zur Nachtruhe bei...
Das eigentliche Problem auf
Leg 2 waren weder ein grausamer Kapitän, nicht Skorbut und Seekrankheit,
sondern die Nässe. Nach einem ordentlichen Regen (natürlich nachts!) ist
selbst das hochwertigste Ölzeug feucht. Hände und Füße brauchen ca. eine
halbe Stunde um sich wieder aufzuwärmen, nachdem man sich in den
hoffentlich noch trockenen Schlafsack zurückgezogen hat.
Salzwassergetränkte Klamotten bekommt man eh kaum trocken und so ist dann
die Freude auch groß, um 4 Uhr in nassen Klamotten die nächste Wache
anzutreten. Aber wie sagt der Skipper: "Da mut du nu durch"
Recht hat er und man erinnert sich an den alten Udo Jürgens Klassiker, in
dem es heißt "Und immer, immer wieder geht die Sonne auf"
In diesem Sinne, go for
it.
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