Donnerstag, 04.04.2002 - Senator "Tarzan" in Aktion


Kurs

180°

Position

N  18° 21.5'

Geschwindigkeit

4kn

W 64° 21.1'

Etmal

1,1sm

Virgin Gorda

Distanz

Gesamt

496,7sm

Wetter

28°
1023hPa
2 Bft SE
sonnig

unter Segeln

450,9sm

unter Motor

  49,8sm

Der heutige Donnerstag mit seinem denkwürdigem Datum (04.04.2002, 2x2 ist 4 und es gibt zwei 4ren) stand unter dem Motto: Schrauben, Schrauben, Schrauben...Der Skipper und der Lipper hatten gestern morgen schon nach der durchsegelten Nacht bei Ihrem obligatorischen Rigg- und Segelcheck festgestellt, daß es am Großsegel eine stark angescheuerte Stelle gab. Offensichtlich haben die Vorwind Kurse der Di.-Mi. Nacht auf Steuerbordbug dem Segel nicht gut getan, es schamfilte an irgendeiner Stelle an den achterlich gepfeilten Salingen....eine Stelle, die wir schon vorm Auslaufen checken wollten und aufgrund des allgemeinen Abreisefiebers am zweiten Ankunftstag sowie des Rates von Lippers kleinem Bruder (nimm alles mal ein bißchen locker und nicht so verkrampft) dann doch nicht mehr überprüft wurde. Damit gab es durch eine einzige Ursache gleich zwei Reparaturstellen....Segel flicken und zerreißende Stelle identifizieren und abtapen. Identifizieren ging schnell, die Wantenspanner-Splinte der Oberwanten und die abgekniffenen Kabelbinder des Radarreflektors waren schuldig. Punkt!!!

Also sollte  der Lipper aufentern in die Wanten und die schuldige Stelle suchen. "Natürlich" gab es an diesem Tag in der Bucht DEN tollen Segelwind, mit kräftigen Böen und richtig Wind. Also zweifache Sicherung (mit dem neu erstandenen Spi-Schäkel), gleichzeitig zwei laufende Palsteks an der Unterwant und am Bootsmannsstuhl als Abtreibsicherung gegen den Wind, falls es den Lipper vom Mast katapultieren sollte - und ab gings. Der Skipper raatschte den Lipper in den Salinge, er half als erfahrener Kokusnußbaumbesteiger mit Armen und Beinen, damit die 90 Kilo Lebendgewicht nicht alleine auf der Winsch hingen....Dann schnell oben mit Duct-Tape und dem aus dem aus heimatlichen Gefilden mitgebrachten Stofffetzen eine Abweisung gebaut, damit sollte das Problem zunächst einmal beseitigt sein.

Weiterhin gab es zwei kleine Gelcoat-Schäden, die wir beim Tauchen um das Schiff herum festgestellt hatten. Die große Frage für uns war hierbei: "Woher kommen die?". Wir hatten weder Hafenmanöver mit Feindkontakt, keine anderen Schiffe gerammt, keine Pier angeditscht oder sonstige Schiff-Schiff-, Schiff-Grund-, Schiff-Ufo-Begegnungen. Bleibt nur die Alternative: "Beim Check-In" nicht gesehen. Im Nachhinein kein Wunder, denn wir lagen bei Übernahme so sharp-on-sharp mit anderen Booten, daß es unseren Fendern so ging, wie Flundern im Waffelgrill. Damit war natürlich eine Hüllenbesichtigung nicht im Programm (der Punkt wurde als "ok" auf der Übergabeliste abgehakt").

Und dann natürlich noch der Crew-Wunsch, den bei Seegang ewig schlagenden Cockpit-Tisch (seemännisch: die Back) zu befestigen und das Schlagen beim Segeln oder schwojen zu unterbinden. Nachdem der Lipper schon eine Nachtwache lang verschiedene mögliche Lösungen ausgetüftelt hatte, sollte auch diese Schwachstelle beseitigt werden.

Es gab dann noch ein paar Kleinigkeiten, wie Steuerbord-Groß-Schot-Winsch--Reparatur, Motor-geht-nicht-mehr-aus- am-Schaltpaneel, Einweg-Gas-Schalthebel fetten usw., usw...

Allerdings alles Kleinigkeiten gegen unseren Abendstreß: Als wir gegen 16:00 Uhr in die nächste Bucht zum Grillen verholen wollten, wollte der Motor partout nicht mehr anspringen. Der Lipper war damit in seinem Element: Motorentlüftung prüfen, Sepia-Filter wegen Wasser prüfen, mit dickem Schraubenschlüssel auf den Motor einhauen und weitere wertvolle Manöver durchführen. Hat aber alles nichts genutzt. Wir konnten die Kiste nicht starten. Da wir nun in einer super geilen Bucht sicher vor Anker lagen, exzellente Eisblöcke und frischen Frisch gebunkert hatten, machte uns das zunächst alles nichts aus.

Also jetzt "Plan B": Anruf auf dem Notrufkanal 16 bei "Virgin Gorda Yacht Habour" (Hallo Costa Maritim, die rufen hier die Küstenfunktstelle nur zweimal, nicht dreimal ;-)). Und ab da war es richtig richtig komisch. Der Lipper hatte Vormittags die Liegegebühr im Hafen mit seiner goldenen Lufthansa Senator Karte und seinem unwiderstehlichen "Hi Mam'-Lächeln " bezahlt, worauf ihn die stabile MegaMami fragte, ob er "Senator" der USA sei. Aus dem daraus sich entwickelnden Gespräch wurde ein netter Schnack über woher und wohin. Diese "Wiedererkennungskarte" zog der Lipper dann beim Funkverkehr und nutze sie beim Funkverkehr aus dem Ärmel. Originalfunkverkehrauszug: "Are you the nice Lady, that called me Senator?" "Yes, Sir. Please switch to channel  one one (11), Mr. SENATOR". "Ähem, you like to be called "Senator", right?" Das war dann der Moment, als die gesamte Mannschaft (über Lautsprecher Teilnehmer des Funkverkehrs) in exzessives Lachen ausbrach. Na ja, jedenfalls haben danach alle uns anrufenden Mechaniker nur den folgenden Call genutzt: "Senator, Senator, Senator. this is Virgin Gorda Mechanic Are you on Standby?". Sehr lustig!!! Nun heißt der Lipper im B. V. I. Funkverkehr nur noch "Senator" (Englisch ausgesprochen), ein Call Sign braucht unser Schiff jedenfalls nicht mehr.

Wie wir das Problem mit dem Motor lösen, können wir erst morgen berichten ;-)

Nebenbei war unsere Unterwasserfraktion auch nicht faul: Octopus, Reef Squid, Spotted Drum, Southern Stingray, Butterfly Fish, UND eine Turtle PLUS echte Barakudas mit echt scharfen Zähnen (!!!). Und das alles in einem Strömungsgebiet.... - wirklich anspruchsvoll. Uli und der Lipper wollten die Turtle gleich mit an Bord nehmen (die beiden haben mittlerweile den "Hells-Turtles Barbuda" Club gegründet), aber alle Frauen waren dagegen, ihre Aufmerksamkeit  bei Massagen, Sonnenöl-Einkrem-Aktionen, und "Ich-füttere-dich-gerne-mit-Keksen-und-Schokolade" Orgien mit einem Panzertier zu teilen. OK, dann halt nicht. Aber von dem Hells-Turtles-Club werden wir nicht abgehen. Soviel ist ja mal sicher!!!   More to come, wenn wir wieder zu Hause sind. Sail fast, Live slow ;-)) Das ist das Leg 1 Motto, klarer Fall...