Der heutige Donnerstag mit
seinem denkwürdigem Datum (04.04.2002, 2x2 ist 4 und es gibt zwei 4ren)
stand unter dem Motto: Schrauben, Schrauben, Schrauben...Der Skipper und der
Lipper hatten gestern morgen schon nach der durchsegelten Nacht bei Ihrem
obligatorischen Rigg- und Segelcheck festgestellt, daß es am Großsegel
eine stark angescheuerte Stelle gab. Offensichtlich haben die Vorwind Kurse
der Di.-Mi. Nacht auf Steuerbordbug dem Segel nicht gut getan, es schamfilte
an irgendeiner Stelle an den achterlich gepfeilten Salingen....eine Stelle,
die wir schon vorm Auslaufen checken wollten und aufgrund des allgemeinen
Abreisefiebers am zweiten Ankunftstag sowie des Rates von Lippers kleinem
Bruder (nimm alles mal ein bißchen locker und nicht so verkrampft) dann
doch nicht mehr überprüft wurde. Damit gab es durch eine einzige Ursache
gleich zwei Reparaturstellen....Segel flicken und zerreißende Stelle
identifizieren und abtapen. Identifizieren ging schnell, die
Wantenspanner-Splinte der Oberwanten und die abgekniffenen Kabelbinder des
Radarreflektors waren schuldig. Punkt!!!
Also sollte der Lipper
aufentern in die Wanten und die schuldige Stelle suchen.
"Natürlich" gab es an diesem Tag in der Bucht DEN tollen
Segelwind, mit kräftigen Böen und richtig Wind. Also zweifache Sicherung
(mit dem neu erstandenen Spi-Schäkel), gleichzeitig zwei laufende Palsteks
an der Unterwant und am Bootsmannsstuhl als Abtreibsicherung gegen den Wind,
falls es den Lipper vom Mast katapultieren sollte - und ab gings. Der
Skipper raatschte den Lipper in den Salinge, er half als erfahrener
Kokusnußbaumbesteiger mit Armen und Beinen, damit die 90 Kilo Lebendgewicht
nicht alleine auf der Winsch hingen....Dann schnell oben mit Duct-Tape und
dem aus dem aus heimatlichen Gefilden mitgebrachten Stofffetzen eine
Abweisung gebaut, damit sollte das Problem zunächst einmal beseitigt sein.
Weiterhin gab es zwei kleine
Gelcoat-Schäden, die wir beim Tauchen um das Schiff herum festgestellt
hatten. Die große Frage für uns war hierbei: "Woher kommen die?".
Wir hatten weder Hafenmanöver mit Feindkontakt, keine anderen Schiffe
gerammt, keine Pier angeditscht oder sonstige Schiff-Schiff-, Schiff-Grund-,
Schiff-Ufo-Begegnungen. Bleibt nur die Alternative: "Beim
Check-In" nicht gesehen. Im Nachhinein kein Wunder, denn wir lagen bei
Übernahme so sharp-on-sharp mit anderen Booten, daß es unseren Fendern so
ging, wie Flundern im Waffelgrill. Damit war natürlich eine
Hüllenbesichtigung nicht im Programm (der Punkt wurde als "ok"
auf der Übergabeliste abgehakt").
Und dann natürlich noch der
Crew-Wunsch, den bei Seegang ewig schlagenden Cockpit-Tisch (seemännisch:
die Back) zu befestigen und das Schlagen beim Segeln oder schwojen zu
unterbinden. Nachdem der Lipper schon eine Nachtwache lang verschiedene
mögliche Lösungen ausgetüftelt hatte, sollte auch diese Schwachstelle
beseitigt werden.
Es gab dann noch ein paar
Kleinigkeiten, wie Steuerbord-Groß-Schot-Winsch--Reparatur,
Motor-geht-nicht-mehr-aus- am-Schaltpaneel, Einweg-Gas-Schalthebel fetten
usw., usw...
Allerdings alles
Kleinigkeiten gegen unseren Abendstreß: Als wir gegen 16:00 Uhr in die
nächste Bucht zum Grillen verholen wollten, wollte der Motor partout nicht
mehr anspringen. Der Lipper war damit in seinem Element: Motorentlüftung
prüfen, Sepia-Filter wegen Wasser prüfen, mit dickem Schraubenschlüssel
auf den Motor einhauen und weitere wertvolle Manöver durchführen. Hat aber
alles nichts genutzt. Wir konnten die Kiste nicht starten. Da wir nun in
einer super geilen Bucht sicher vor Anker lagen, exzellente Eisblöcke und
frischen Frisch gebunkert hatten, machte uns das zunächst alles nichts aus.
Also jetzt "Plan
B": Anruf auf dem Notrufkanal 16 bei "Virgin Gorda Yacht Habour"
(Hallo Costa Maritim, die rufen hier die Küstenfunktstelle nur zweimal,
nicht dreimal ;-)). Und ab da war es richtig richtig komisch. Der Lipper
hatte Vormittags die Liegegebühr im Hafen mit seiner goldenen Lufthansa
Senator Karte und seinem unwiderstehlichen "Hi Mam'-Lächeln "
bezahlt, worauf ihn die stabile MegaMami fragte, ob er "Senator"
der USA sei. Aus dem daraus sich entwickelnden Gespräch wurde ein netter
Schnack über woher und wohin. Diese "Wiedererkennungskarte" zog
der Lipper dann beim Funkverkehr und nutze sie beim Funkverkehr aus dem
Ärmel. Originalfunkverkehrauszug: "Are you the nice Lady, that called
me Senator?" "Yes, Sir. Please switch to channel one one
(11), Mr. SENATOR". "Ähem, you like to be called
"Senator", right?" Das war dann der Moment, als die gesamte
Mannschaft (über Lautsprecher Teilnehmer des Funkverkehrs) in exzessives
Lachen ausbrach. Na ja, jedenfalls haben danach alle uns anrufenden
Mechaniker nur den folgenden Call genutzt: "Senator, Senator, Senator.
this is Virgin Gorda Mechanic Are you on Standby?". Sehr lustig!!! Nun
heißt der Lipper im B. V. I. Funkverkehr nur noch "Senator"
(Englisch ausgesprochen), ein Call Sign braucht unser Schiff jedenfalls
nicht mehr.
Wie wir das Problem mit dem
Motor lösen, können wir erst morgen berichten ;-)
Nebenbei war unsere
Unterwasserfraktion auch nicht faul: Octopus, Reef Squid, Spotted Drum,
Southern Stingray, Butterfly Fish, UND eine Turtle PLUS echte Barakudas mit
echt scharfen Zähnen (!!!). Und das alles in einem Strömungsgebiet.... -
wirklich anspruchsvoll. Uli und der Lipper wollten die Turtle gleich mit an
Bord nehmen (die beiden haben mittlerweile den "Hells-Turtles
Barbuda" Club gegründet), aber alle Frauen waren dagegen, ihre
Aufmerksamkeit bei Massagen, Sonnenöl-Einkrem-Aktionen, und "Ich-füttere-dich-gerne-mit-Keksen-und-Schokolade"
Orgien mit einem Panzertier zu teilen. OK, dann halt nicht. Aber von dem
Hells-Turtles-Club werden wir nicht abgehen. Soviel ist ja mal
sicher!!! More to come, wenn wir wieder zu Hause sind. Sail
fast, Live slow ;-)) Das ist das Leg 1 Motto, klarer Fall...
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